Der Bauboom in Österreich ist ungebrochen - das geht aus dem aktuellen Branchenradar von Kreutzer Fischer & Partner hervor. Allein die Erlöse im Wohnungsneubau zogen 2017 im Vergleich zum Jahr davor um neun Prozent auf 10,3 Milliarden Euro an.

In einer wichtigen Rolle sieht sich hier der gemeinnützige Wohnungssektor, der heuer etwa in der Steiermark rund 1400 neue Wohnungseinheiten fertigstellen will, investiert werden rund 200 Millionen Euro in den Neubau sowie weitere 70 Millionen in Sanierungen.

„Der Bedarf im Neubau wäre aber viel höher“, betont Christian Krainer, Obmann der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) in der Steiermark. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter, Wolfram Sacherer, verweist er auch auf die gesellschafts- und sozialpolitische Bedeutung des gemeinnützigen Wohnbaus. Rückenwind gab es erst vor wenigen Tagen durch eine Mietpreiserhebung der Arbeiterkammer, wonach die Mieten im gemeinnützigen Bereich um 25 Prozent tiefer liegen als im gewerblichen oder privaten. „Wir sehen uns schon auch als Regulativ im Markt“, betont Krainer in Hinblick auf die teils stark steigenden Mietpreise im Gesamtmarkt.

"Fördersystem muss aufrechterhalten werden"

Umso wichtiger seien aus seiner Sicht entsprechende politische Rahmenbedingungen. „Vor 15 Jahren wurden im gemeinnützigen Bereich noch mehr als 2000 Wohnungen steiermarkweit gebaut, jetzt sind es 1300 bis 1400. Wir könnten fast doppelt so viel bauen, würden uns auch 2500 Wohneinheiten pro Jahr zutrauen.“ Dafür müssten aber auch die Voraussetzungen stimmen.

Derzeit herrsche unter den 27 gemeinnützigen Bauvereinigungen in der Steiermark aber eher die Sorge, dass sich aufgrund der Sparzwänge im Land bei der Objektförderung etwas zu ihren Ungunsten entwickeln könnte. „Das System der tatsächlichen Wohnbauförderung muss aufrechterhalten werden“, so Sacherer. Im Idealfall sollte es wieder zu einer Zweckwidmung des „verländerten“ Wohnbauförderungsbeitrags kommen, um zu verhindern, dass diese Beiträge zum Lückenfüllen von Landesbudgets aufgewendet werden. Man sei nunmehr mit dem dritten Budget konfrontiert, in dem es in diesem Bereich zu Kürzungen gekommen sei, sagt Krainer. Ein System, in dem in Form von Wohnbeihilfen nur noch eine Subjektförderung erfolge, müsse verhindert werden.

"Revision der Bauordnung könnte Chance bieten"

Immer drängender werde auch das Thema der Bauland-Mobilisierung. „Die Grundstückskosten steigen rasant, in Zuzugregionen sehe man Preise jenseits von Gut und Böse.“ Das Thema sei aber nie über den Status politischer Absichtserklärungen hinausgekommen, so Sacherer. Ein Vorbild könnte aus seiner Sicht das „Südtiroler Modell“ sein, das bei Umwidmungen öffentlicher Flächen einen verpflichtenden Anteil für sozialen und geförderten Wohnbau vorsieht. In der Steiermark könnte die laufende Revision der Bauordnung eine Chance bieten, „das Beispiel Südtirol zeigt ja, dass auch regionale Lösungen möglich sind“.