Nach den jüngsten Turbulenzen an den Börsen versucht der neue US-Notenbankchef Jerome Powell die Märkte zu beruhigen. "Wir werden auf der Hut bleiben bei allen sich entwickelnden Risiken für die Finanzstabilität", sagte der vorige Woche an die Spitze der Fed aufgerückte Währungshüter auf einer Feier zu Ehren seiner Amtseinführung. Powell versicherte zugleich, er werde jene als Lehre aus der Finanzkrise eingeführten Regulierungen für den Finanzsektor bewahren, die eine "wesentliche Bereicherung" darstellten.

Ein überraschend kräftiges Anziehen der Löhne hatte in den Tagen rund um Powells Amtsübernahme an den Märkten Sorgen geschürt, die Fed könnte die Zinsen im Kampf gegen Inflationsrisiken stärker als gedacht anheben. Diese Ängste sorgten weltweit für starke Kursrückgänge am Aktienmarkt.

Bereits am heutigen Mittwoch könnten jedoch die Nerven der Anleger erneut auf die Probe gestellt werden, wenn die US-Inflationsdaten anstehen. Experten erwarten, dass die Jahresteuerung im Jänner mit 1,9 Prozent nicht mehr so hoch wie im Dezember ausgefallen sein dürfte: "Eine Zahl, die nur leicht über den Erwartungen liegt, könnte die Märkte erschüttern", sagte Analyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. "Denn dies würde bestätigen, dass die Zinsängste doch nicht unbegründet sind."

"US-Wirtschaft gerät nicht ins Schlingern"

Nach Einschätzung der US-Währungshüterin Loretta Mester wird die amerikanische Wirtschaft durch die Turbulenzen nicht ins Schlingern geraten. Ein tieferer und anhaltender Kursrückgang könne zwar die Zuversicht trüben und zu weniger Ausgaben führen, sagte die Präsidentin der Federal Reserve von Cleveland: "Die Bewegungen, die wir gesehen haben, sind aber weit entfernt von diesem Szenario."

US-Präsident Donald Trump hatte seinen Parteifreund Powell als Chef der Fed durchgesetzt und dessen Vorgängerin Janet Yellen eine zweite Amtszeit verwehrt. Der von den Republikanern kontrollierte Kongress strebt eine Abkehr von den strengeren Regulierungen an, die 2010 als Dodd-Frank-Gesetz erlassen worden waren. Trump hatte wiederholt kritisiert, Dodd-Frank gebe der Finanzaufsicht so viel Macht, dass die US-Banken nicht richtig funktionieren und Geld verleihen könnten. Powell hält das Finanzsystem mittlerweile wieder für "ziemlich stark", wie er unlängst vor einem Senatsausschuss sagte.