"Es geht nicht nur bergauf, es geht sogar steil bergauf“ – geradezu euphorisch kommentiert der steirische Handelsobmann Gerhard Wohlmuth die Entwicklungen im ersten Halbjahr. Mit einem nominellen Plus von 1,7 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro Nettoumsatz ergebe sich im ersten Halbjahr der stärkste Anstieg seit dem Jahr 2010, wie Wohlmuth betont.

Besonders hervorgehoben wird der Umstand, dass erstmals seit dem Jahr 2014 auch die Beschäftigtenzahl im steirischen Handel „wieder deutlich gestiegen ist“: Das Plus von 1,4 Prozent entspricht 600 neuen Jobs, „nach den leichten Rückgängen der vergangenen beiden Jahre ist das höchst erfreulich“.

Insgesamt beschäftige der Einzelhandel in der Steiermark damit rund 45.100 Mitarbeiter – davon übrigens rund 77 Prozent Frauen, elf Prozent mit Migrationshintergrund. Steiermarkweit arbeitet mehr als die Hälfte der Handelsbeschäftigten Teilzeit. Tendenz steigend.

Vor allem der Lebensmittelhandel zündete Umsatzturbo

Getrieben wurde der Umsatzzuwachs insbesondere vom Lebensmitteleinzelhandel, der für rund ein Drittel des gesamten Einzelhandelsvolumens im Land steht. Auch im Segment Schuh/Leder sowie im Sporthandel wurden Zuwächse verbucht. Rückgänge gab es allerdings in den Bereichen Bekleidung, Bücher und Schreibwaren sowie Bau- und Heimwerkerbedarf, so Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria. Der Wermutstropfen: „Das Wachstum im steirischen Einzelhandel liegt trotz aller erfreulichen Zuwächse noch etwas hinter dem Bundesschnitt.“

Laut Wohlmuth werde auch wieder verstärkt investiert, wenn auch nicht mehr in Flächenwachstum. Wie berichtet, hat hier ab 2013 ein Wandel eingesetzt – damals ging die – im Europavergleich sehr hohe – Verkaufsfläche bundesweit erstmals zurück. Österreichweit haben zwischen 2006 und 2016 rund 10.000 Geschäfte zugesperrt, das Tempo dieses Strukturwandel hat sich zuletzt aber eingebremst.

Hohe Zuwachsraten gibt’s weiterhin im Online-Handel. Insgesamt kaufen schon 56 Prozent bzw. 520.000 Steirer Dienstleistungen und Waren online ein. Seit 2006 hat sich dieser Anteil fast verdoppelt. Zunehmend wichtiger werden auch hier die Smartphones, die Standcomputer und Laptops zunehmend als Einkaufstool ablösen. Laut Studie informieren sich 29 Prozent via Smartphone zu Waren, 14 Prozent kaufen auch schon damit ein.

Politisches Augenmerk auf faire Spielregeln

Für Wohlmuth braucht es aufgrund des zunehmenden Onlinehandels auch mehr politisches Augenmerk auf die Durchsetzung von fairen Spielregeln. Waren Mitbewerber früher vielleicht nur ein paar Straßen weiter beheimatet, so findet man diese heute quer über den Globus. „Das ist Chance und Herausforderung zugleich. Um diese nutzen zu können müssen wir den Rahmen für einen fairen Wettbewerb garantieren“, betont Wohlmuth. Daher regestriere er erfreut, dass "mittlerweile alle heimischen Parteien dafür eintreten, dass Umsätze, die in Österreich lukriert werden, auch in Österreich zu versteuern sind".