"Ich gratuliere Ihnen zu dieser Forschungsachse Süd, das ist genau das, was wir benötigen. Sie sind hier Vorreiter und solche Anstrengungen bringen letztlich auch Erfolge und dann Arbeitsplätze“ – so äußerte sich Carlos Moedas, EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation zu einer steirisch-kärntnerischen Delegation. Und legte noch nach: „Es war ein fantastisches Treffen“. Damit war wohl der Höhepunkt eines intensiven Arbeitstages einer besonderen Delegation. Man hatte Moenas und EU-Kommissions-Vizepräsidenten Jyrki Katainen diese neue Forschungskooperation im Süden Österreichs nahegebracht.

Denn es war eine Novität, dass in den Brüsseler Hallen, noch dazu am Rande eines EU-Gipfels, eine steirisch-kärnterische Delegation auftreten durfte. Erstmals gab es dieses gemeinsame Lobbying zweier Bundesländer in der EU-Hauptstadt. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser, seine Stellvertreterin Gaby Schaunig und die beiden steirischen Landesräte Christopher Drexler und Barbara Eibinger-Miedl waren mit Vertretern aus Universitäten, Hochschulen und der Wirtschaft gekommen, um sich vorzustellen und aus erster Hand zu erfahren, wie es im Bereich der Forschung und Technologie weitergehen wird. Unterstützt wurden sie durch Technologie- und Innovationsminister Jörg Leichtfried.

Joanneum Research markierte den Beginn

Die neue Forschungsregion ist tatsächlich ein erstaunliches Projekt im Süden Österreichs. Begonnen hat es zunächst mit einer Beteiligung des Landes Kärnten an der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research (Kärnten hält jetzt 15 Prozent). Bestehende Kontakte, etwa im Bereich der Hochschulen, wurden ausgebaut und intensiviert. Parallel formierte sich der grenzüberschreitende „Silicon Alps“-Cluster.
Doch geht das alles in die richtige Richtung? Wolfgang Burtscher, stellvertretender Generaldirektor in der Direktion für Forschung und Entwicklung in der EU und zugleich der höchste österreichische Beamte in der Europa-Hauptstadt, ermunterte Kärntner und Steirer, deren Innovationsleistung seit 2011 mit 12,3 Prozent in Österreich am stärksten gewachsen ist. Allerdings: Leichter wird es nicht. Schon jetzt wird nur jeder zehnte Forschungsantrag in Brüssel genehmigt; die Geldmittel von 70 Milliarden Euro für die derzeitige Periode reichen nicht aus, um 140.000 Anträge zu bedienen. Mit dem Austritt Großbritanniens und künftig verstärkten Anstrengungen in der europäischen Militärforschung werde es für Österreich nicht einfacher. Burtscher warnte davor zu glauben, man könne Forschungsmittel und Regionalfonds-Mittel einfach simpel addieren oder vermischen. „Das sind verschiedene Instrumente.“

Rektoren-Chef Oliver Vitouch
Rektoren-Chef Oliver Vitouch © KK

Weniger gesetzliche Hürden

Dass die inhaltliche Richtung der Südösterreicher stimmt, bestätigte auch Maximilian Strotmann aus dem Kabinett von EU-Kommissar Andrus Ansip, zuständig für den digitalen Binnenmarkt. Europa soll zu einem gemeinsamen digitalen Binnenmarkt werden, der es vor allem den kleinen und mittleren Unternehmen erleichtere, neue Dienste ohne beinahe unüberwindbare gesetzliche Hürden in ganz Europa anzubieten. Derzeit könnten sich das nur große Firmen leisten, die zumeist aus den USA stammen.

Wolfgang Burtscher, Martina Rattinger (Kärntens EU-Vertreterin in Brüssel)
Wolfgang Burtscher, Martina Rattinger (Kärntens EU-Vertreterin in Brüssel) © KK