Das hat der Betriebsrat am Donnerstag mitgeteilt. 160 Arbeitsplätze sind von der Schließung betroffen. Die Geschäftsführung war vorerst für keine Stellungnahme erreichbar.

Betriebsratsvorsitzender Günter Steinbauer erklärte im APA-Gespräch, dass die Niederlassung Donnerstagfrüh von der geplanten Schließung des PPC Insulators-Standortes Frauental erfahren habe. "Es stimmt, wir hatten in den vergangenen Jahren Auftragsprobleme, aber zuletzt hatte es einen Restrukturierungsplan mit Neubeginn gegeben", zeigte er sich empört.

"Schwere Fehler"

In einer Aussendung gemeinsam mit Betriebsrat Friedrich Kainz drückte Steinbauer sein Unverständnis aus: "Für den Eigentümer zählt offenbar nur Gewinnmaximierung." Die 1921 gegründete Porzellanfabrik "Frauenthal" (Bezirk Deutschlandsberg) stattete unter anderem 380-Kv-Leitungen in der Steiermark mit Keramik-Isolatoren aus und ist laut Betriebsrat Hauptlieferant der ÖBB und der Austrian Power Grid. Die Belegschaftsvertreter werfen dem Eigentümer, dem internationalen Finanzinvestor Triton, "schwere strategische Fehler" vor: "Es ist unbegreiflich, dass man sich als Konzern mit Billigprodukten aus dem asiatischen Raum matcht anstatt sich auf High-End-Produkte, wie sie in Frauental hergestellt werden, zu spezialisieren."

Laut Steinbauer habe CEO Erik Göthlin und nicht Geschäftsführer Andreas Sonntag die Hiobsbotschaft am Donnerstag überbracht. Demnach soll die Produktion ab September heruntergefahren werden und mit Ende des Jahres komplett auslaufen. Sollten noch Aufträge ausständig sein, könnte diese maximal noch im ersten Quartal 2018 fertig produziert werden.

Job-Altenativen nur im Ausland

Steinbauer erklärte, dass den Mitarbeitern zwar Jobs bei anderen Standorten angeboten wurden, diese befinden sich aber alle im Ausland. Im Restrukturierungsplan sollte eigentlich "nur" ein Drittel der Belegschaft abgebaut werden, doch da man genug Aufträge hatte, seien bisher keine Jobs gestrichen worden. Der mit der Restrukturierung ausverhandelte Sozialplan habe laut Steinbauer noch seine Gültigkeit, müsse nun aber neu überarbeitet werden. Er forderte eine Arbeitsstiftung.

Empört gibt sich Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer: „Hier wird aus Gründen der Gewinnmaximierung die Zukunft von 160 Menschen gefährdet. Der Eigentümer nimmt keine Rücksicht auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dafür habe ich nicht das geringste Verständnis. Arbeitsplätze haben Vorrang vor Gewinnmaximierung! Unser Anspruch darf nicht sein, billiger als die Konkurrenz zu sein, sondern besser."

Der aktuelle Trend in der Steiermark sei dagegen "sehr positiv", so Schickhofer. Die Steiermark erlebe derzeit den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit in ganz Österreich. "Die massiven Investitionen der Landesregierung zeigen Wirkung. Die Beschäftigung steigt, es entstehen tausende neue Jobs." Schickhofer verspricht daher rasche Hilfe: „Ich werde unverzüglich Gespräche führen und gemeinsam mit der Gemeinde Frauental und den regionalen Abgeordneten alles dafür geben, dass diese Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben. Die Beschäftigten haben meine volle Unterstützung.“

"Entsetzt"

Harsche Kritik kommt auch von Arbeiterkammer-Präsident Josef Pesserl. Er sei „entsetzt“ über die Ankündigung des Eigentümers – des Finanzinvestors Triton – ein positiv bilanzierendes Unternehmen einfach zuzusperren, so Pesserl: „Es ist unerträglich, wenn 160 Jobs auf dem Altar der Gewinnmaximierung geopfert werden sollen“.

Pesserl: „Auf diesem hohen Qualitätsstandard ist das Unternehmen sehr wohl konkurrenzfähig“ appelliert der AK-Präsident an die Eigentümer, den Schließungsbeschluss zu überdenken.

Den Belegschaftsvertretern sichert Pesserl die volle Unterstützung der steirischen Arbeiterkammer bei ihrem Kampf für die Interessen der von der Schließungsankündigung betroffenen MitarbeiterInnen zu.