Manchmal reicht es, einfach nur ein bisschen Glück zu haben und die Gunst des Augenblicks zu nutzen, ehe andere es tun. Beide Faktoren waren ausschlaggebend dafür, dass gestern in Schanghai der Bürgermeister der 25-Millionen-Metropole, Ying Yong, und der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer im Beisein heimischer Weltmarktführer ein Partnerschaftsabkommen unterzeichneten. „Wir in China wissen, dass Österreich nicht nur schöne Berge hat, sondern auch vorzügliche Ingenieure, dass der Käfer und Ferdinand Porsche aus Österreich stammen und fast alle Weltmarken der Automobilbranche zu Teilen aus euren Werken und Labors kommen“, hatte zuvor der Vizepräsident des chinesischen Außenhandels von Schanghai, Gu Chunting, bei einem bilateralen Branchentreffen der Zulieferer im mondänen Hotel Ritz-Carlton schmeichelnd angemerkt.

Auto-Zulieferindustrie, Umwelt- und Tunneltechnologie

Der unterfertigte Vertrag umfasst eine engere Zusammenarbeit zwischen dem wichtigsten Wirtschafts- und Finanzzentrum Chinas und dem Standort Steiermark im Bereich der Auto-Zulieferindustrie, der Umwelt- und Tunneltechnologie, der Wissenschaft und Forschung (TU Graz, Montan-Uni Leoben) sowie der Medizin und des Fremdenverkehrs. 730.000 Urlauber aus dem Reich der Mitte besuchten im Vorjahr Österreich. Noch dominieren die Destinationen Wien, Salzburg und Tirol, das wollen die Steirer ändern und sich als Marke stärker in Erinnerung rufen.

Man weiß, dass man als kleine Region global keinen Anspruch auf Wahrnehmung hat, umso bemerkenswerter war das gestrige Zusammentreffen in Schanghai. Zwölf Kooperationsverträge hat die Finanzmetropole, die dreimal so viele Einwohner zählt wie Österreich, weltweit mit Regionen bisher abgeschlossen, davon erst drei mit europäischen. Der Vertrag mit der Grünen Mark ist nun der vierte.
Mit ein Grund dafür war eine Studienreise von Ying Yong, die den Politiker und hohen Parteifunktionär im Vorjahr von Prag über Salzburg auch nach Graz führte. Dort war der Gast nicht nur von den kulinarischen Genüssen angetan, sondern vor allem vom hohen Standard der geriatrischen Gesundheitszentren, die die chinesische Delegation in Augenschein nahm. Auch in Schanghai zählen Alterung und Pflege zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Jetzt will man dort verstärkt auf österreichisches Know-how zurückgreifen.

Als Ying Yong in Graz zu Gast war, war er Vizebürgermeister von Schanghai – einer von dreizehn. Heuer im Jänner stieg er überraschend zum alleinigen Stadtchef auf. Die Erlebnisse und Erfahrungen in der Steiermark hatte er nicht vergessen, ein Umstand, der den Besuchern aus Graz, als die Feder in die Tinte getaucht wurde, nicht zum Nachteil gereichte.