"Auch Ältere haben ein Recht auf Arbeit", betonte Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) am Montag bei der Präsentation des Fahrplans. Am Arbeitsmarkt hätten sie mit Vorurteilen zu kämpfen, nun sollen gemeinnützige Jobs für über 50-Jährige stark gefördert werden.

"Der Markt hat hier seine Grenzen", sagte Stöger. Derzeit seien über 50.000 Menschen über 50 Jahren bereits über ein Jahr arbeitslos. "Das einzige Handicap ist das Alter". Es gelte, bei der Aktion die oft auf beiden Seiten vorhandenen Vorurteile abzubauen. Dass zwei Drittel der Betroffenen Männer mit meist geringer Ausbildung sind sei kein Hindernis, auch diese für soziale und gemeinnützige Bereiche zu begeistern, entgegnete er auf skeptische Fragen.

Neu geschaffene Jobs in Schulen und Gemeinden

Die gemeinnützigen Jobs sollen neu geschaffen und dann mit bis zu 100 Prozent der Lohn- und Lohnnebenkosten für maximal zwei Jahre gefördert werden. Als Beispiele wurden heute etwa Administration in der Schule, zusätzliche Arbeiten für die Gemeinden von mehr Sicherheit bis hin zur besseren Kinderbetreuung im Schwimmbad, der Einsatz in Pflegeheimen zur zusätzlichen Mobilisierung von Gehbehinderten oder der Einsatz von Männern zur Unterstützung in Kindergärten genannt.

Ab 1. Juli sollen bundesweit in allen Bundesländern Modellregionen bestehen, wo das Projekt zunächst eingeführt wird. Lediglich in Wien mache eine räumlich getrennte Modellregion keinen Sinn, hier werde man mit einzelnen Schwerpunkten in Zusammenarbeit mit der Stadt am 1. Juli beginnen. Ab 1. Jänner 2018 soll die Aktion dann österreichweit voll anlaufen.

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) begrüßte die Aktion. In Kärnten habe man die Modellregion Villach Stadt und Land sowie Hermagor geschaffen. "Wir wollen Arbeitslosigkeit nicht als Schicksal hinnehmen", sagte er. Schon jetzt wende die Republik jährlich 8 Milliarden Euro zur Finanzierung der Arbeitslosigkeit auf. Auch er zeigte sich zuversichtlich, dass mit einem Mix aus gemeinnützigen Anbietern ein breites Betätigungsfeld für die älteren Arbeitslosen gefunden werden könne. Das AMS könne mit Schulungsangeboten unterstützend wirken, beim Zusammenbringen von Jobs und Arbeitslosen brauche es sicher "Fingerspitzengefühl", so der Landeshauptmann.

Jahrzehntelange Beitragszahler

SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch verwies darauf, dass die Betroffenen meist jahrzehntelang selber Beitragszahler ins Sozialsystem waren - und nun vielleicht wieder werden könnten. Die Arbeitsverhältnisse sollen nicht unter dem jeweiligen Kollektivvertragslohn bezahlt werden. "Alle Gemeinden und soziale Unternehmungen sind eingeladen hier mitzutun." Die möglichen Einsatzbereiche für ältere Langzeitarbeitslose sieht er breitgefächert, etwa beim Umweltschutz, in Schulen, für mehr Sicherheit, bei der Betreuung von Behinderten, im Bereich Erste Hilfe bis hin zu Freizeit und Sport.

Judith Pühringer, Geschäftsführerin von "Arbeit plus", einem Netzwerk von rund 200 sozialen Unternehmen, verwies auf die Erfahrung vieler sozialer Unternehmen, die Langzeitarbeitslose wieder ins Berufsleben begleiten. Am Arbeitsmarkt würden Ältere oft alleine wegen ihres Geburtsdatums diskriminiert. "Wir wissen aber, dass Menschen über 50 nicht alt sind", sagte sie. "Für Menschen über 55 sinkt die Integrationswahrscheinlichkeit in den Arbeitsmarkt de-facto gegen null". Soziale Unternehmen übernähmen jetzt schon vielfach Arbeiten, die sonst ausgelagert würden oder nicht wirtschaftlich tragbar seien, aber gesellschaftlich sinnvoll, etwa im Bereich Reparatur und Recycling. Wichtig wäre für sie, dass den Betroffenen auch längere Arbeitsmöglichkeiten geboten werden können, etwa bis zur Pension, denn "Langzeitarbeitslosigkeit zermürbt die Menschen."