Das Geldvermögen der Österreicher hat sich seit dem Jahr 2010 auf 610 Milliarden Euro erhöht. Die Steigerung von real fünf Prozent sei aber "verschwindend" gering gegenüber der Zeit vor der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008. Zusätzlich haben Inflation und Niedrigverzinsung größere Geldzuwächse verhindert. Aber die Vorsicht der Österreicher vor risikoreichen Anlageformen ist geblieben.

Die Österreicher setzen weiter auf das traditionelle Sparbuch. Trotz Zinssätzen nahe dem Nullpunkt in der jüngsten Zeit macht ein Großteil noch immer einen Bogen um Wertpapiere. Wie Johannes Turner, Chefstatistiker der Österreichischen Nationalbank (OeNB) am Montag vor Journalisten erklärte, flossen innerhalb der letzten fünf Jahre nur vier Milliarden Euro in handelbare Wertpapiere.

230 Milliarden Euro am Sparbuch

Von den insgesamt 610 Milliarden Euro an Geldvermögen, welches die heimischen Haushalte heute besitzen, sind 230 Milliarden Euro auf Sparkonten bzw. als Einlagen gebunkert. Der Großteil des neu veranlagten Geldes seit dem Jahr 2010, nämlich 48 von 54 Milliarden Euro, wurden als täglich fällige Einlage hinterlegt, zeigen die aktuellen Daten der OeNB. Gleichzeitig haben die Österreicher seitdem ihre gebundenen Geldeinlagen um 23 Milliarden Euro reduziert. Liquidität gehe den Österreicher scheinbar vor Erträgen, konstatiert der OeNB-Statistikexperte Turner.

Die Österreicher seien schon vor der Finanzkrise bei der Geldanlage eher traditionalistisch gewesen, so Turner, und spricht von einer "nationalen Risikoaversion". Dieser psychologische Effekt hätte sich nach 2008 noch verstärkt. Nur vier Prozent der Haushalte sind heute Besitzer von Wertpapieren, fünf Prozent halten Aktien, zehn Prozent haben Anteile an Investmentfonds.

Die Sparquote in Österreich - sie liegt zwischen 7,6 und 7,8 Prozent - ist höher als der EU-Schnitt von 5,6 Prozent. Höhere Sparquoten hätten nur Deutschland und die Sparmeister Schweden.

70.000 Pro Kopf

Statistisch gesehen liegt das Pro-Kopf-Geldvermögen in Österreich mittlerweile bei rund 70.000 Euro. Vor zehn Jahren hatte jeder Österreicher rein statistisch noch ein durchschnittliches Geldvermögen von 44.351 Euro pro Kopf zur Verfügung.

Faktisch zeigen aber verschiedenste Erhebungen, dass rund die Hälfte der österreichischen Haushalte aufgrund der ungleichen Verteilung nur einen geringen Anteil an diesem Geldpolster besitzen.

Das Immobilienvermögen stieg in den vergangenen fünf Jahren deutlich stärker als das Finanzvermögen der heimischen Haushalte, nämlich um 31 Prozent - also beinahe um das Doppelte. Bei einer Inflation von elf Prozent seit dem Jahr 2010 betrug die Wertsteigerung von Immobilien damit noch immer 20 Prozent, während das Geldvermögen deutlich schrumpfte.

Insgesamt verfügen die Österreicher derzeit über Vermögenswerte von knapp 1,4 Billionen Euro, das sind 1.391 Milliarden. Davon fetten 781 Milliarden Euro an Immobilienwerten den Besitzstand der heimischen Haushalte auf. Abzüglich Verschuldung (177 Milliarden Euro) beläuft sich das Nettovermögen der Haushalte auf 1.215 Milliarden Euro.

Über zwei Drittel davon entfallen laut Studie der Uni Linz im Auftrag der Arbeiterkammer auf gerade einmal zehn Prozent der Bevölkerung.