Eigentlich ist die Russland-Tochter der Raiffeisenbank International (RBI) ein Glücksfall für den österreichischen Konzern. Jahrelang galt der Ableger als "Cashcow" des Wiener Unternehmens und steuerte einen großen Teil des Gewinns bei. So auch im vergangenen Jahr. In den ersten drei Quartalen erwirtschaftete die RBI mit 1,4 Milliarden Euro 2022 knapp die Hälfte des Konzerngewinns in Russland.

Die Wahrnehmung des Geschäfts hat sich indes massiv verändert, obwohl zurzeit aufgrund der westlichen Sanktionen kein Geld aus Russland nach Österreich fließen kann. Mit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar geriet die Bank wegen des Engagements jedenfalls zunehmend unter Druck. Seither wird in der RBI sondiert, wie man mit der Russland-Tochter umgeht. Zur Diskussion stehen ein Weitermachen wie bisher oder ein Verkauf des Russland-Geschäfts. Entschieden ist bisher nichts, Stellungnahmen gibt es aus der RBI zu dieser Frage seit Monaten nicht. Zur Kleinen Zeitung heißt es heute nur: "Aufgrund der komplexen Situation" könne "kein Zeitpunkt" genannt werden, "an dem die Prüfung abgeschlossen ist".

Aktuell wird die RBI in sozialen Medien indes heftig dafür kritisiert, in Russland bestimmten Personengruppen, darunter russischen Soldaten und ihren Angehörigen sowie Personen, die aus den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine rekrutiert worden sind, ein Kreditmoratorium anzubieten. Der dazugehörige Screenshot stammt von der Homepage der Bank in Russland. 

Auf Nachfrage der Kleinen Zeitung erklärt die Bank, dass alle russischen Banken gesetzlich verpflichtet seien, einberufenen Soldaten ein Kreditmoratorium zu gewähren. Man halte sich also damit schlichtweg an gesetzliche Vorgaben.

Sanktionen gegen RBI-Boss Strobl?

Zudem geraten die Bank und deren Manager in der Ukraine unter Druck. Wie "Der Standard" berichtet, wurden der RBI-Vorstandsvorsitzende Johann Strobl und ein weiterer Vorstand der Bank, Andreas Gschwenter, in Kiew auf eine Liste von Personen gesetzt, die für Sanktionen empfohlen werden.

Die Liste mit der Bezeichnung "Krieg und Sanktionen" wird vom ukrainischen Außenministerium und dem nationalen Antikorruptionsbüro der Ukraine (NAZK) unterstützt und soll internationalen Druck auf bestimmte Personen und Unternehmen ausüben, die von Kiew mit dem russischen Angriffskrieg in Verbindung gebracht werden oder von denen angenommen wird, dass sie das russische Regime unterstützen.

Die Website enthält keine spezifischen Erklärungen für die Empfehlung, Strobl und den anderen Manager zu sanktionieren, erklärt aber, dass es sich bei ihnen um hochrangige Personen in Institutionen handelt, die Aktionen finanziell unterstützen, die die Sicherheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben. Die RBI wollte sich zur Empfehlungsliste für Sanktionen nicht äußern.

RBI-Chef Johann Strobl
RBI-Chef Johann Strobl © APA/HERBERT PFARRHOFER