Der Handelskonzern Spar macht mittlerweile über 40 Prozent seines Umsatzes mit Eigenmarken wie "S-Budget", "Premium" oder "Natur pur". 2004 lag der Eigenmarken-Anteil noch bei 22 Prozent. "Das macht uns unabhängiger von der mächtigen Markenartikelindustrie. Wir können Trends viel rascher aufgreifen und durch neue Eigenmarken in Umsetzung bringen", sagte Spar-Chef Gerhard Drexel.

Selbst einen Anteil von 50 Prozent hält Drexel nicht für ausgeschlossen. Im österreichischen Durchschnitt liege der Eigenmarken-Anteil im Lebensmittelhandel bei rund 20 Prozent. "Je reifer ein Markt ist, desto höher der Anteil", sagte Drexel. Vorreiter hier sei etwa Großbritannien, wo Supermärkte wie Tesco 50 Prozent ihrer Umsätze mit Eigenmarken machten.

Im vergangenen Jahr steigerte Spar den Brutto-Umsatz im Lebensmittelhandel um 4,6 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. "Im österreichischen Verdrängungswettbewerb ist es uns gelungen, Marktanteile zu gewinnen. Dazu beigetragen haben die Eigenmarken", so Drexel. Mit einem Marktanteil von über 31 Prozent ist der Salzburger Konzern die Nummer 2 hinter Rewe (Billa, Merkur, Penny, Adeg).

Online-Shopping wird überschätzt

Hohe Steigerungsraten, aber niedrige absolute Zahlen lieferte der Interspar-Onlineshop, den der Händler Ende 2016 startete. "Die Bedeutung des Online-Shoppings mit frischen Lebensmitteln wird derzeit überschätzt, weil der Umsatzanteil zwischen 0,3 und höchstens 2 Prozent liegt", sagte Drexel. Man nehme das Thema bei Spar zwar sehr ernst, neige aber nicht dazu, es zu überschätzen. "Frische Lebensmittel zu bestellen, ist etwas anderes als ein Buch zu bestellen", so der Handelsmanager.

Derzeit liefert Interspar Lebensmittel nur in Wien und Umgebung sowie Salzburg und Umgebung aus. Bevor der Rollout in alle Bundesländer startet, müsse man die Kosten in den Griff bekommen, räumte Drexel ein. Der Händler will außerdem mehr Abholboxen neben den Filialen installieren, wo Kunden ihre Artikel selbst abholen können. Derzeit gibt es davon erst vier.

Ausstieg bei Shell

Nicht ganz so rund läuft das Tankstellengeschäft. Die über 40 "Spar Express"-Shops beim Mineralölkonzern Shell wird es wie berichtet nur noch bis Ende August geben. Dann läuft der Vertrag aus und wird nicht verlängert. Dazu hätten "unterschiedliche Auffassungen über die strategische Preispositionierung" geführt, sagte Drexel. Durch die Vertragsauflösung mit Shell falle ein Umsatz von 20 Mio. Euro weg - eine Delle, die man "sicher gut wegmachen" werde können, ist Drexel überzeugt. Die Kooperation mit der Doppler Gruppe (Turmöl, BP) bleibe aufrecht.

Spar ist 2009 ins Tankstellengeschäft eingestiegen. "Wir wollten neue Spielregeln festlegen und die lauteten: weg mit den Apothekerpreisen", so der Spar-Chef. Shell wollte diese Meinung nicht mehr teilen.

Kräftig gewachsen ist der Konzern im Vorjahr im Ausland. Die Auslandstochter Aspiag erwirtschaftete einen Brutto-Umsatz von 5,36 Mrd. Euro, ein Plus von 10 Prozent gegenüber 2016. Für das Wachstum waren vor allem Zusatz-Umsätze durch die Übernahme von 62 Billa-Standorten in Kroatien verantwortlich, die die Erlöse in dem Land von 380 auf 600 Mio. Euro steigerten.

Der gesamte Spar-Konzern beschäftigt über 80.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, in Österreich sind es mehr als 44.000.