Halbzeit bei der Errichtung der Silicon Austria Labs (SAL): Vor gut einem halben Jahr entschied der damalige Infrastrukturminister Jörg Leichtfried, die von Bund, Ländern und Industrie gemeinsam mit 280 Millionen finanzierte Forschungseinrichtung an drei Standorte zu vergeben: Graz - wo auch die Zentrale errichtet wird -, Linz und Villach. Weitere Millionen erwartet man sich aus kompetitiven (Forschungsförder-)Mitteln, auch aus der EU.

Zur Jahreshälfte 2018 soll die Gründung der SAL GmbH erfolgen. Zurzeit laufen die Vorbereitungen, in jedem der vier Kompetenzfelder - Leistungselektronik und Sensorik sind Kernkompetenzen für den Standort Villach - werden international begutachtete Forschungsprogramme erarbeitet, ein Basisteam aufgebaut und die Infrastruktur eingerichtet. Im Mittelpunkt steht die kooperative Forschung mit den teilnehmenden Industriepartnern und Universitäten. In den Forschungsprojekten soll es eine enge Zusammenarbeit zwischen den Standorten geben. „Langfristig werden die Projekte in Kärnten in den Kompetenzbereichen Leistungselektronik, Hochfrequenz- und Sensor Systeme und System Integration bearbeitet werden“, sagt Projektleiter Werner Luschnig. Im Mittelpunkt stünden dabei Anwendungen wie das Internet of Things, Smart Factory und Smart Grid wie etwa Systeme zur intelligenten Nutzung von Solarenergie. Die Details der Forschungsprogramme werden ausgearbeitet.

Neuer Hightech-Campusfür Villach

Am Standort Villach sollen im neuen Hightech-Campus bis 2023 bis zu 200 Forscher arbeiten. Das bedeute, so Werner Luschnig, neue Arbeitsplätze für Hochqualifizierte und Möglichkeiten für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Aus dem Gesamtbudget von 280 Millionen Euro werden etwa 40 Prozent, das sind 112 Millionen Euro, in den kommenden fünf Jahren in Villach investiert. Ziel sei nicht weniger als die digitale Revolution - die massive Digitalisierung unseres Lebensbereiches - von Österreich aus voranzutreiben. Um die nötigen Prozesse und Strukturen sicherzustellen, wurde die „Silicon Austria Labs Errichtungsgesellschaft“ gegründet. Die Ansprüche an die SAL sind ambitioniert: In den kommenden fünf Jahren werden in Summe 400 Wissenschaftler gesucht, um Innovationen in der Elektronikindustrie voranzutreiben. Warum die Industrie 140 der 280 Millionen Euro beisteuert, ist schnell erklärt: Unternehmen, die mit der SAL forschen, können auf die Kompetenzen und Hightech-Laborinfrastruktur zugreifen, in Auftrag gegebene Projekte müssen jedoch extra voll finanziert werden.
Parallel zu den Aufbauarbeiten von Silicon Austria arbeitet der bereits vor einem Jahr gegründete Cluster Silicon Alps auf Hochtouren. Gesellschafter sind etwa die beiden Bundesländer Kärnten und Steiermark, die jeweiligen Wirtschaftsfördereinrichtungen sowie Industriellenvereinigungen beider Länder.

Bereits 90 Partner

Geschäftsführer Günther Lackner vermeldet derzeit 90 Partner, gestartet war man im Jänner 2017 mit 50. Längst ist Silicon Alps über die beiden Bundesländer hinausgewachsen und zählt Mitglieder etwa in Deutschland und Frankreich, die sich dem Clusterverbund angeschlossen haben. Im Gleichklang zu Silicon Austria sollen sich auch Oberösterreicher Silicon Alps anschließen. „Wir sind nicht limitiert.“ Lackner geht davon aus, dass einige 100 neue Forscher-Stellen in Kärnten geschaffen werden. Der Cluster verstehe sich dabei als Partner der neuen Labs.

Ein zentraler Punkt sei die Sicherstellung qualifizierter Arbeitskräfte für die Partnerbetriebe. Man strecke die Fühler bereits nach Asien und Amerika, da weder in Kärnten und Österreich, aber auch kaum in der EU genügend Mitarbeiter zu finden seien, meint Lackner: „Wir müssen aber das Bewusstsein schaffen, dass Kärnten nicht nur für Zeltfeste und Skifahren steht, sondern eine der Top-3-Hotspots der Mikroelektronik in Europa ist.“

Ein weiterer Ansatzpunkt sei die Forcierung der Ausbildung: „Neben engen Kooperationen mit FH und Uni müssen wir bereits in der Volksschule ansetzen.“ Lackner ist sich der großen Herausforderung bewusst: „Der größte Risikofaktor, der den Aufschwung behindern könnte, ist das Fehlen höchst qualifizierter Leute.“ Zur Veranschaulichung: Bei Intel in Villach arbeiten 90 Prozent Akademiker, davon 60 mit PhD - also promovierte Doktoren. „Wir sind extrem bemüht, die Leute hierher zu bekommen.“