Es ist zweifelhafter Ruhm, den Österreich zurzeit erlangt. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Wien auch Interpol in der Causa eingeschaltet. Es geht um einen möglichen Betrug mit der Internetwährung Bitcoin, der derzeit für großes Aufsehen sorgt. Mehr als 10.000 Menschen könnten betroffen sein. Über Interpol sollen mögliche weitere Opfer und auch Täter in Europa gefunden werden, so Staatsanwältin Christina Ratz. Allein in Österreich hätten sich Hunderte Menschen über Optioment beschwert.

Zwei steirische Brüder und ein Mann aus Niederösterreich gelten als Strippenzieher, behaupten nun aber, lediglich den Vertrieb übernommen zu haben.

Einen der „größten Kriminalfälle im Zusammenhang mit der Kryptowährung Bitcoin, die Europa bisher gesehen hat“, so nennt es jedenfalls die Tageszeitung „Die Presse“ in einer gemeinsam mit dem ORF-Magazin „Eco“ durchgeführten Recherche. Deren zentraler Inhalt: Über ein System, das sich Optioment nennt, sollen Tausende Österreicher – „womöglich mehr als 10.000“ – ihr Geld versenkt haben.

Beteiligte wurden jedenfalls mit fantastischen Renditen für ihre Investments gelockt, zwischen 1,5 und vier Prozent pro Woche. Zudem sollten für die Anwerbungen neuer Mitglieder Provisionen ausbezahlt werden. Nun sprechen Protagonisten von gesamt 12.000 Bitcoins, die verloren gegangen seien. Was derzeit etwa 80 Millionen Euro entsprechen würde und zum Höhepunkt des Hypes der Kryptowährung 240 Millionen Euro gewesen wären.

Die größte Optioment-Veranstaltung fand mit 700 Teilnehmern im Hotel Pyramide in Vösendorf statt. Ende Jänner zeigte die Finanzmarktaufsicht Optioment an. Die FMA hegt unter anderem den Verdacht auf Betrug, Verletzung des Kapitalmarktgesetzes und – richtig – Pyramidenspiel.

Jetzt geht die Geschichte weiter. Viele Geschädigte des Optioment-Netzwerkes würden derzeit von dem Unternehmen Rocket-Chain kontaktiert, sagt Johannes Grill vom Verein Bitcoin Austria im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Rocket-Chain würde Geschädigten versprechen, die Verluste auszugleichen, vorausgesetzt, man investiert in Rocket-Chain. „Einige der Hintermänner haben aber selbst mit Optioment-Provisionen verdient“, sagt Grill.

Zahlreiche Betrugs-Coins

In Österreich gebe es derzeit mehrere Betrugsmaschen mit vermeintlichen Kryptowährungen, erklärt der Experte. Was ihn selbst überrascht: Selbst Onecoin werde noch aktiv beworben. Im Frühjahr 2017 wurden in Deutschland Konten von Anbietern gesperrt, die diese Pseudo-Kryptowährung verkauft haben. Dennoch werde weiterhin versucht, Käufer für das System zu finden. „50.000 Euro werden derzeit als Anfangsinvestment verlangt“, sagt Grill.

Mit hohen Renditen von 0,3 Prozent am Tag wird in Österreich auch die Centauri-Coin beworben. Dabei handelt es sich um ein klassisches Schneeballsystem – es gibt keine offizielle Tauschbörse, bei der man die angebliche digitale Währung gegen Euro eintauschen kann.

Grill warnt auch vor Infinity Economics, die mit einer eigenen Blockchain werben, auf der allerdings keine technische Entwicklung stattfinden würde.
Einen anderen Ansatz verfolgt Avalon Life. Das Unternehmen verkauft Anteile am Mining, dem Schöpfen von Kryptowährung. Vertrieben wird das Produkt über Multi-Level-Marketing: Wer selbst neue Kunden wirbt, bekommt einen Bonus. Rechtlichen Anspruch darauf gebe es aber nicht, warnt Grill. Firmensitz ist Costa Rica.