Siemens und sein französischer Konkurrent Alstom stehen offenbar vor der Fusion ihrer Bahnsparten. Der Aufsichtsrat von Alstom tagt am heutigen Dienstag. Nach der Sitzung soll es laut Insidern eine Erklärung der Aufsichtsräte von Alstom und von Siemens geben. Im Ringen um einen Zusammenschluss mit der Bahntechnik-Sparte des deutschen Technologieriesen hat die französische Alstom laut informierten Kreisen die Nase vorn.

Denn Siemens kann sich zwischen Alstom und der kanadischen Bombardier entscheiden. Der Aufsichtsrat des Münchner Konzerns favorisiere eine Fusion mit Alstom, sagten zwei mit den Gesprächen vertraute Personen. Verhandlungen mit den Kanadiern waren bereits weit gediehen, als Siemens die Gespräche mit Alstom parallel wieder aufnahm. Den Plänen zufolge soll Siemens eine knappe Mehrheit an einem deutsch-französischen Bahntechnik-Konzern halten. Alstom würde den Vorstandschef stellen. Siemens wollte sich dazu nicht äußern.

Chinesen erhöhten den Konsolidierungsdruck

Ein Siemens-Sprecher wollte zu Wochenbeginn keine Stellungnahme dazu abgeben. Siemens-Chef Joe Kaeser hatte in der Vergangenheit mehrfach auf die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit in der Branche hingewiesen. Der Druck dafür war mit dem Zusammenschluss der beiden größten chinesischen Zughersteller zum Branchenriesen CRRC massiv gewachsen. Zuletzt war auch über eine Zug-Allianz zwischen Siemens und dem kanadischen Flugtechnik- und Bahnhersteller Bombardier spekuliert worden.

Alstom hatte am vergangenen Freitag "Diskussionen" mit Siemens über eine "Annäherung" der Zugsparten bestätigt. Es sei keinerlei Entscheidung gefallen, betonte das Unternehmen. Französischen Medienberichten zufolge soll Siemens seine Zugsparte bei Alstom einbringen und erhielte dafür einen "großen Anteil" an Alstom. Laut "Handelsblatt" würde Siemens 50 Prozent des Kapitals der neuen fusionierten Gesellschaft übernehmen.

"Sehr gute Sache"

Die französische Verkehrsministerin Elisabeth Borne hatte eine Fusion der Zugsparten angesichts der erstarkten Konkurrenz aus China am Freitag als "sehr gute Sache" bezeichnet. Laut der französischen Zeitung "Les Echos" kam die Initiative zu einem "Airbus der Schiene" von der französischen Regierung - "im Rahmen einer Annäherung zwischen beiden Ländern". Paris habe jüngst einen "Botschafter" nach Berlin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) entsandt, die ihre Zustimmung zu einer "Vertiefung des Themas" gegeben habe.