Zum zehnten Geburtstag wird das iPhone von Apple vor allem eins - teurer. Das Jubiläumsmodell, das der US-Technologieriese am Dienstagmorgen (Ortszeit; 19 Uhr MESZ) im Steve-Jobs-Theater in Cupertino vorstellen will, wird nach übereinstimmenden Einschätzungen von Analysten mindestens 1000 US-Dollar kosten. Die Euro-Preise dürften da noch mal drüber liegen.

Laut Gerüchteküche soll Apple heute gleich drei neue Modelle vorstellen: Ein iPhone 8, iPhone 8 Plus sowie ein iPhone X, das im Vorfeld bereits als eine Art "Super-iPhone" oder - aufgrund der kolportierten Preise - auch "Luxus-iPhone" bezeichnet wurde.

Ein Software-Leak bestätigte am Wochenende viele bisherige Erwartungen zum neuen iPhone die Gesichtserkennung, das große Display sowie wie gewohnt bessere Kameras und Chips. In der endgültigen Version des Mobil-Betriebssystems iOS 11 fand sich auch ein Name für das neue Gerät: "iPhone X". Zu den Überraschungen gehörten neue animierte Emoji, die in Nachrichten den Gesichtsausdruck des Nutzers annehmen können. Außerdem kann das neue iPhone den Nutzer wohl auch grundsätzlich im Blick behalten: So soll es nicht in den Ruhemodus schalten, solange man seine Augen darauf hat.

Als weitere Neuheiten erwartet werden von dem Event die dritte Generation der Apple Watch, die erstmals mit einem Mobilfunk-Anschluss unabhängiger vom iPhone werden soll, sowie ein neues Modell der Fernsehbox Apple TV mit 4K-Auflösung. Mit dem Event wird zudem das "Steve Jobs Theater" am gerade fertiggestellten riesigen neuen Hauptquartier eingeweiht. In diesen Wochen beziehen über 12 000 Mitarbeiter das riesige ringförmige Gebäude im neuen "Apple Park".

Was wird aus dem Home-Button

Rätsel wirft der neue Bildschirm auf. Mit dem neuen flächendeckenden Design soll es zwar möglich sein, ein Display mit 5,8 Zoll Diagonale - mehr als bei den aktuellen Plus-Modellen - in ein Gehäuse zu packen, das nur leicht größer als beim Standard-iPhone ist. Doch der Verzicht auf einen Rahmen ober- und unterhalb des Bildschirms wirft Fragen auf: Was macht man mit dem Lautsprecher, der Selfie-Kamera und dem traditionellen runden Home-Button, den bisher alle iPhones hatten? Nach bisherigen Informationen finden Kamera und Lautsprecher in einer Aussparung am oberen Rand des Displays ihren Platz. Und ein virtueller Home-Knopf soll im Bildschirm selbst platziert werden.

Bleibt noch die Frage, wie gut die Gesichtserkennung "Face ID" den Fingerabdruck-Scanner ersetzen kann, der seit dem iPhone 5s von 2013 im Home-Button integriert ist. Er hat sich zu einem zentralen Element von Apples Sicherheits-Strategie entwickelt: Durch Auflegen des Fingers kann man nicht nur das iPhone oder eine Apple Watch entsperren, sondern auch Zahlungen über das Bezahlsystem Apple Pay freigeben - statt einer PIN-Eingabe. Dem Software-Leak zufolge soll auch das die Gesichtserkennung übernehmen. Derzeit nutzen aber auch Banking-Apps und andere sensible Programme die "Touch ID".

Display empfindlich teurer

Erzrivale Samsung musste hämische Kommentare einstecken, nachdem Journalisten demonstriert hatten, wie leicht das Gesichtserkennungssystem mit Fotos oder Videos ausgetrickst werden kann. Bei Apple setzt Gerüchten zufolge eine weitere Kamera zur Tiefen-Messung oder ein Infrarot-Sensor ein, damit das System nicht so leicht ausgetrickst werden kann. Auf jeden Fall muss die Gesichtserkennung mindestens genauso schnell und ähnlich sicher funktionieren wie der bisherige Touch-ID-Scanner.

Samsung verlegte bei seinem Galaxy-Smartphone mit großem Bildschirm den Fingerabdruck-Scanner kurzerhand auf die Rückseite. Das stieß aber auch auf Kritik, weil die Anwender beim Entsperren des Smartphones immer wieder versehentlich die Kameralinse neben dem Fingerabdrucksensor verschmierten. Apple soll laut Medienberichten zunächst versucht haben, den Sensor direkt ins Display einzubetten. Das habe sich jedoch als zu große Herausforderung erwiesen und der Plan sei wieder aufgegeben worden.

Das neue Display soll auch ein Grund für den höheren Preis beim neuen iPhone sein. Der renommierte Branchenanalyst Ming-Chi Kuo von KGI Securities schätzt, dass Apple 45 bis 55 Dollar für einen LCD-Bildschirm in den aktuellen iPhones ausgibt. Für die neuen komplexeren OLED-Displays verlange Hersteller Samsung aber bis zu 130 Dollar. Zugleich sieht der gut vernetzte Apple-Kenner John Gruber, der schon vor Monaten einen Preis-Rahmen von bis zu 1500 Dollar ein ein Spitzenmodell ins Gespräch brachte, darin auch einen Befreiungsschlag für Apple. Der Konzern könne neuere Technologien verwenden, wenn er nicht Dutzende Millionen Geräte fürs Weihnachtsgeschäft verfügbar machen müsse.