Dem Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo oblag es heute, Montag, mit Statistik gute Stimmung am Wochenbeginn zu verbreiten. 

In den ersten sieben Monaten des heurigen Jahres, erklärte das Institut, stieg die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Lande im Vergleich zum Vorjahr um 66.700 Stellen. Seit 2008 sahen die Wirtschaftsforscher keine vergleichbare Wachstumszahl.

Was heute vielerorts überraschten Jubel auslöste, kam gar nicht unerwartet. Eigentlich wuchs die Anzahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr in Österreich in den letzten fünf Jahren nämlich kontinuierlich, selbst als das Wirtschaftswachstum deutlich geringer war. Aber: Erst 2016 führte das Mehr an Beschäftigung auch erstmals zu einem Sinken der Arbeitslosenquote. Wie das?

Nachfrage höher als Angebot

Die statistische Erklärung ist recht simpel. In den Jahren zwischen 2012 und 2016 stieg in Österreich das so genannte "Arbeitskräftepotenzial" (AKP) schlichtweg schneller an, als es die Beschäftigung im gleichen Zeitraum tat. Es kamen zwar immer mehr Menschen in ein Arbeitsverhältnis, gleichzeitig suchten aber stets noch mehr Menschen nach einem solchen. Die Nachfrage wuchs in Österreich also schneller als das Angebot. Was in erster Linie - aber nicht nur - mit zusätzlichen Arbeitskräften aus Europas Osten zu tun hatte. 

Selbst der Terminus "Rekordbeschäftigung" muss daher nicht zwingend zu einer Entspannung am Arbeitsmarkt führen. Steigt das AKP schneller als die Zahl der unselbstständig Beschäftigten, kann Rekordbeschäftigung sogar mit einer höheren Arbeitslosenquote einhergehen.

Auch war das Beschäftigungswachstum in Österreich lange Zeit eine besonders trügerische Zahl. Wie es AMS-Vorstand Johannes Kopf jüngst im Gespräch mit der Kleinen Zeitung erklärte: "Wir hatten eine Verschiebung von Vollzeit-Branchen - Industrie oder Bau - hin zu Teilzeit-Branchen - Handel und Tourismus. Die gesamt geleistete Menge an Arbeit ist zwischen 2011 und 2015 aber gesunken. 2016 war das erste Jahr, wo auch die Vollzeitarbeitsplätze wieder angezogen sind."

Der Ausblick aktuell freilich tendenziell positiv. Das robust wirkende Wirtschaftswachstum, mit Prognosen jenseits der 3 Prozent, lässt erahnen, dass es nun zumindest mittelfristig tatsächlich zu einer nachhaltigen Erholung des Arbeitsmarktes in Österreich kommt.