Die Automobilindustrie steckt im Diesel-Dilemma, dagegen brummt die Motorradindustrie. Der Unterschied?
STEFAN PIERER: Wir bauen eben keine Dieselmotorräder. Wenn ich das meinen Entwicklern vorschlagen würde, würden sie bei mir kündigen. Wir haben außerdem bei den Prüfverfahren Fahrtests und keine stationären Prüfstandstest wie die Autoindustrie, wo man viel machen kann. Das wusste auch die Politik immer, die jetzt "haltet den Dieb" schreit.

Aber geht´s auch bei Ihnen Richtung E-Motorräder?
Ich bin überzeugt, dass die Elektromobilität nach den E-Bikes bei den Fahrrädern auch bei den Leichmotorrädern in den kleinen Hubraumklassen im Kommen ist. Wir sind auch da Weltmarktführer und haben bisher rund 4000 E-Geländemotorräder in den Markt gebracht.

Wer kauft die?
Vorerst sind es Jäger, Bauern, Hüttenwirte und extreme Touristen, die daheim in Großstädten trainieren. Ein E-Sport-Geländemotorrad kostet etwa gleich viel wie eines mit Verbrennungsmotor. Bis dato ist es aber kein Geschäftsmodell. Wir verlieren zwar kein Geld so wie Tesla, wir verdienen damit aber noch nichts.

Noch ehe der MotoGP am Wochenende in Spielberg startet, sind Sie seit 2016 auf dem Weltmarkt mit 203.000 verkauften KTM- und Husqvarna-Maschinen vor BMW und Triumph in Europa Führung. Gehen Sie auch 2017 als Erster über die Ziellinie?
Je, es läuft 2017 sehr gut, wir werden 240.000 Motorräder verkaufen. Mit unserer Produktion sind wir keine Nischenindustrie mehr. Wir beschäftigen in der Gruppe 5400 Mitarbeiter, davon 4100 in Österreich zusammen mit Pankl und WP AG. Mit unseren Zulieferern um den Kirchturm kommen noch rund 12.500 Beschäftigte dazu.

Ihren Vorjahres-Speed mit 1,34 Milliarden Euro Umsatz und 84 Millionen Euro Ergebnis werden sie also erneut toppen?
Wir rechnen mit 1,5 Milliarden Euro Umsatz und neuerlich einem Rekordergebnis.

Wie befeuert Ihr Start in der Königsklasse MotoGP ihr Geschäft am Heimmarkt in Österreich?
Es ist sehr schön, dass wir eine so tolle Rennveranstaltung haben, mit 210.000 Zusehern ist es das meistbesuchte der Weltserie. Es ist auch das bestorganisierte, Hochachtung, was Red Bull hier abliefert. Für uns ist es ein Heimspiel.

Was erwarten Sie sich von ihren MotoGP-Piloten Pol Esparago und Bradley Smith?
Beim Rennen in Brünn haben wir das interne Ziel erreicht. Einstellige Platzierungen schon im ersten Jahr sind für mich eine Sensation. 70 Mitarbeiter ziehen das Projekt seit drei Jahren.

Am Ziel Weltmeister in der Moto-GP halten Sie fest?
Ja, wir sind keine Olympiateilnehmer. In erster Linie wollen wir aber Technologie entwickeln und mehr verkaufen.

Was investieren Sie heuer?
Wir haben ein Riesenvorhaben von 25 Millionen Euro bei Husqvarna und investieren 60 Millionen Euro in der Serienentwicklung. Bei Pankl fahren wir gerade die Getriebefabrik hoch. 2017 investieren wir insgesamt 160 Millionen Euro.

Sie investieren auch in die Politik. Die ÖVP-Parteispenden bis 31. Juli haben sie um 436.000 Euro verdoppelt.
Es ist keine ÖVP-Parteispende, sondern die Crowdfunding-Plattform von Sebastian Kurz, damit er unabhängiger agieren kann.

Für einen Sitz im Parlament oder in der Regierung?
Weder noch. Ich will nicht in die Politik. Ich möchte Arbeitsplätze schaffen.