Bei Temperaturen um die 40 Grad drohen die Trauben auszudörren. Mit einem Produktionsrückgang gegenüber den vergangenen Jahren wird wegen der akuten Wasserknappheit gerechnet.

In der renommierten lombardischen Weingegend Franciacorta begann die Weinernte am heutigen Donnerstag. In der piemontesischen Provinz Asti, in der der beliebte Spumante hergestellt wird, wurde der Beginn der Weinernte auf den 15. August vorverlegt. Das sind circa zehn Tage früher als im Durchschnitt der letzten Jahre. Die Weinernte in der Region Emilia-Romagna ist wegen der starken Wasserknappheit gefährdet. Hier wird mit einem Rückgang von bis zu 30 Prozent bei der Produktion von Weißweinen und von 15 Prozent bei den Rotweinen gerechtet, berichteten Branchenexperten.

Sorgen bei Chianti-Produzenten

Der Direktor des Konsortiums der Chianti-Produzenten, Alessandro Bani, ist besorgt: Wegen der langen Wasserknappheit wird es zu einem Produktionsrückgang von 20 bis 30 Prozent kommen. "Dieser Rückgang wird voraussichtlich die gesamte Toskana betreffen. Mit der Qualität dürfte es keine Probleme geben", sagte Bani.

Die Hitzewelle mit Temperaturen über 40 Grad wirkte sich auch negativ auf die Viehzucht in Italien aus. Bei der Milchproduktion kam es zu einem Rückgang von 15 Prozent. Die Honigproduktion werde 2017 lediglich 30 Prozent jener des Jahres 2016 betragen, die ohnehin eine der schlechtesten der letzten 35 Jahre gewesen sei, berichtete der italienische Imkerverband. Die Trockenheit verursachte der Landwirtschaft bereits Schäden in Höhe von 2 Mrd. Euro und wirkt sich auf die Preise der Agrarprodukte aus, berichtete der Landwirtschaftsverband Coldiretti.

Notstand soll ausgerufen werden

In zehn italienischen Regionen und in der Provinz Trient soll wegen der seit Monaten anhaltenden Dürre der Notstand ausgerufen werden. Damit soll finanzielle Unterstützung für Landwirte und Viehzüchter bereitgestellt werden, die unter der Wasserknappheit besonders stark leiden, berichtete Italiens Landwirtschaftsminister Maurizio Martina.

Die vom Notstand betroffenen Regionen sind Emilia-Romagna, Venetien, Toskana, Marken, Latium, Molise, Apulien, Kalabrien, Sizilien und Sardinien. Dank eines Abkommens mit der EU-Kommission soll die Regierung Gentiloni auf EU-Finanzierungen für die Landwirtschaft Zugriff haben. Damit sollen 700 Mio. Euro für die Modernisierung der Wasserleitungen für die Landwirtschaft lockergemacht werden. "Wir müssen eine Mischung aus verschiedenen Maßnahmen umsetzen, um die Wasserknappheit zu bekämpfen", kommentierte Martina.

Italien stöhnt wegen des heißesten Sommers seit zwei Jahrhunderten, und noch nie hat eine Hitzewelle so lang angedauert. In mehreren Städten Sardiniens wurden auch am Donnerstag Temperaturen um die 45 Grad gemeldet. 41 Grad wurden in Bologna, Rom und Neapel registriert. Die "Luzifer" benannte Hitzewelle soll bis Ende der Woche anhalten.