Finanzielle Mittel aus der Arbeitslosenversicherung sollten in die Betreuung älterer Menschen "umgelenkt" werden, sagte der Sozialrechtsexperte Wolfgang Mazal im Gespräch mit der APA. Dabei gehe es um Aufgaben für niedrig qualifizierte Menschen - und auch Asylwerber könnten dies bei geänderter Gesetzeslage tun.

Für Mazal passen ein "gegenleistungsloses Transfereinkommen" und gleichzeitig 400.000 Arbeitslose systemisch nicht zusammen: "Wir haben Jobs, wir sollten sie als solche auch schön ausschildern und dann auch bezahlen." Die Vermittlung Arbeitsloser in ländliche Gemeinden ist für ihn jedenfalls zumutbar. Vorrangig gehe es auch nicht um Akademiker, betont Mazal: "Wir müssen hier die Kirche im Dorf lassen."

"Vielfältiges Netz"

Vor allem für junge Frauen könnten von der neuen Struktur profitieren, hofft Mazal. Ihm schwebt ein "vielfältiges Netz" von stationären Einrichtungen, Tageseinrichtungen aber auch präventiven Einrichtungen vor. Mazal hat als Experte auch am "Masterplan" von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) mitgearbeitet, der ebenfalls eine flexiblere Altenbetreuung am Land vorsieht. Den weitergehenden Ideen schließt sich der Minister allerdings nicht an.

Mazal denkt auch weiter in Richtung Migranten: "Aus meiner Sicht wäre das geradezu eine ideale Situation, Menschen in der Region zu integrieren." Die Wertschätzung für Menschen, die in kleinen Gemeinden Dienstleistungen verrichten, würde steigen. Allerdings, so stellt der Sozialrechtsexperte klar, sei dies durch die derzeitige Gesetzeslage natürlich nicht möglich.

"Hat die Herausforderung wohl nicht verstanden"

Mazals Vorschlag erntete am Sonntag Kritik. "Wer das ernsthaft fordert, hat die Herausforderung wohl nicht verstanden", erklärte Reinhard Bödenauer, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter in der GPA-djp, in einer Aussendung.

Der Gesundheits- und Pflegebereich habe tatsächlich mit Personalmangel zu kämpfen. Pflege und Betreuung seien aber alles andere als unqualifizierte Arbeit, gibt Bödenauer zu bedenken: "Arbeitslose sind nicht automatisch dafür geeignet, in die Pflege zu wechseln." Wer sich aber dafür entscheide, könne sich jederzeit umschulen lassen. Um den Pflegeberuf aufzuwerten, brauche es bessere Arbeitsbedingungen. Wesentlich sei hier eine Arbeitszeitverkürzung im ersten Schritt auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich, so Bödenauer.

Auch die Neos reagierten auf Mazals Vorschlag verwundert. "Hier wird argumentiert, als ob für die Betreuung von alten und pflegebedürftigen Menschen keinerlei Qualifikation notwendig wäre. Jeder Experte im Pflegebereich wird bestätigen, dass das Gegenteil der Fall ist", erklärte Sozialsprecher Gerald Loacker. Zustimmung findet bei den Neos hingegen Mazals Forderung, Zumutbarkeitsbestimmungen bei Umschulungen und der Annahme von Jobs in Entfernung zum Wohnort, zu verschärfen.