Eine mit dem Dossier vertraute Person, die nicht namentlich genannt werden wollte, sagte am Mittwoch, es handle sich um eine "kurzfristige Lösung". Die Leitung des New Yorker Geldinstituts könne sich weiterhin auch Paris als Standort vorstellen.

Als Zieldatum für den Wechsel steuert Morgan Stanley den Angaben zufolge den März 2019 an. Zu diesem Zeitpunkt soll auch der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs erfolgen. Für die Europageschäfte von Morgan Stanley wäre es dann weitaus günstiger, einen Sitz innerhalb der EU zu haben.

Derzeit 5000 Beschäftigte in London

Die Bank hat derzeit in London etwa 5000 Beschäftigte. Die Zahl des von Morgan Stanley in Frankfurt angestellten Personals soll den Angaben zufolge von jetzt 200 auf 400 verdoppelt werden. Unter anderem sollen Börsenhändler, Marketingmitarbeiter und Verwaltungspersonal an den Main wechseln. Eine kleinere Zahl an Stellen wolle Morgan Stanley zudem nach Paris, Dublin, Mailand und Madrid verlagern.

Wegen des britischen EU-Austritts sucht eine Reihe von Finanzinstituten nach alternativen Standorten, um weiter problemlos Geschäfte in der Europäischen Union abwickeln zu können. Die US-Großbank Citigroup plant etwa, die Zentrale für ihren Wertpapierhandel in der EU nach Frankfurt zu verlegen. In einem internen E-Mail heißt es, dass die Bank angesichts des Brexits eine "neue Lösung" für den EU-Markt finden müsse. Frankfurt sei dabei wegen der dort bereits existierenden Infrastruktur die "erste Wahl" als Ausweichstandort.

Auch die US-Investmentbank Goldman Sachs kündigte bereits an, ihr Personal in der deutschen Finanzstadt aufzustocken. Das japanische Geldinstitut Nomura will seinen neuen EU-Sitz ebenfalls nach Frankfurt am Main verlegen.

Deutsche Bank stellt sich auf Extremfall ein

Die Deutsche Bank stellt sich in ihren Brexit-Planungen unterdessen auf den Extremfall ein. "Es ist wichtig, dass wir nicht bis zur letzten Minute warten", sagte Vorstandschef John Cryan in einer Videobotschaft an die Mitarbeiter, die am Donnerstag auf der Internetseite der Bank veröffentlicht wurde. "Es müssen furchtbar viele Dinge geregelt werden."

Im Moment sei einfach nicht klar, wie die Regeln nach dem Brexit aussehen. Die Bank müsste sich aber auf den schlimmsten Fall einstellen, dass keine günstigen Vereinbarungen für die Finanzindustrie getroffen würden.

"Wir werden versuchen, die Verwerfungen für unsere Kunden und Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten", sagte Cryan. "Aber zwangsläufig werden Positionen nach Frankfurt verlagert oder zumindest hier aufgebaut." Die Bank werde die Londoner Infrastruktur in Frankfurt kopieren und an dieser Doppelstruktur zumindest während einer Übergangsphase festhalten, um flexibel auf den Brexit reagieren zu können.

Nach dem Austritt Großbritanniens werde beispielsweise ein Käufer italienischer Staatsanleihen aus Furcht vor Steuern oder anderen Hindernissen diese nicht mehr in London erwerben wollen, sondern in einem anderen Land der EU, erläuterte Cryan. Den größten Teil der EU-Geschäfte werde die Bank künftig wohl in Frankfurt verbuchen. "Ich bin aber absolut überzeugt, dass London eines der zwei führenden Finanzzentren der Welt bleiben wird", sagte Cryan. Großbritannien sei ein wichtiger Markt, die Deutsche Bank sei dort gut aufgestellt.

Cryan ließ offen, wie viele Mitarbeiter von den Veränderungen betroffen sein werden. Vorstandsmitglied Sylvie Matherat hatte im Mai eine Zahl von rund 4000 Mitarbeitern genannt, die nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU aus London abgezogen werden könnten. Dort arbeiten derzeit fast 8600 Menschen für die Deutsche Bank.