Schließlich wurde der Diesel als verbrauchs- und CO2-armer Motor von der Politik jahrelang steuerlich gefördert, ihn jetzt zu verdammen sei "unverantwortlich und fahrlässig", warnen Österreichs Automobilimporteure. Fahrverbote und damit eine Abwertung von Dieselfahrzeugen wären ein Eingriff in Eigentumsrechte, der wohl auch rechtlich nicht haltbar sei, so Christian Pesau, Geschäftsführer des Arbeitskreises der Automobilimporteure.

Rund 4,8 Millionen Pkw sind auf Österreichs Straßen zugelassen, davon werden 57 Prozent von einem Dieselmotor angetrieben. Von etwaigen Fahrverboten wären, hielte sich Österreich and die in Deutschland angedachte Lösung, alle Fahrzeuge bis zur Euro-5-Norm betroffen. Der modernste Standard, der inzwischen bei Neuwagen nicht unterschritten werden darf, ist die Euro 6-Norm.

17,2 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung

Laut Christian Helmenstein vom industrienahen Economica Institut für Wirtschaftsforschung gehen 17,2 Mrd. Euro an Bruttowertschöpfung auf den Dieselantrieb zurück. "Die Wertschöpfung des Dieselantriebs liegt somit in derselben Größenordnung wie jene des Tourismussektors", rechnete Helmenstein am Montag vor Journalisten vor.

Und er warnt davor, dass diese Entwertung hautsächlich Fahrzeuginhaber mit geringen Einkommen und Junge belasten würde, da bei ihnen der Anteil des Autos am gesamten Sachvermögen weit höher sei als bei Älteren und Vermögenden.

Gerhard Wölfel, Geschäftsführer BMW Motoren Steyr, erinnerte daran, dass die komplette Dieselentwicklung des Autobauers BMW im oberösterreichischen Steyr liegt. Jährlich werden von 4.500 Mitarbeitern rund 900.000 Dieselmotoren produziert. Und er verwies darauf, dass für den Feinstaub in erster Linie Industrie und Landwirtschaft verantwortlich seien.

"Dieselland" Österreich 

Dass Österreich ein "Dieselland" ist, wie die Importeure betonen, zeigt sich auch an der Zulassungsstatistik: 1997 wurden 27.058 Dieselautos neu zugelassen, 2016 waren es 166.190. Dazu kommen noch Lkw, Traktoren und Busse, die allesamt mit Diesel fahren.

Mittlerweile sind zwei von drei neu zugelassenen Pkw Firmenfahrzeuge, und diese meistens Dieselfahrzeuge. Beim Carsharing, in dem in Österreich sowohl Daimler (car2go) wie auch BMW (DriveNow) aktiv sind, setzen die Anbieter wiederum auf Benzinantrieb.

Auslöser der Dieseldiskussion ist der Skandal um manipulierte Abgasmessungen bei VW, im Zuge dessen publik wurde, dass Neufahrzeuge im Realbetrieb ein Vielfaches der im Typenschein angegebenen Schadstoffe ausstoßen. Als dann Stuttgart Fahrverbote ab 2018 angekündigte und auch Düsseldorf und München darüber laut nachdachten, wurden erste mahnende Stimmen laut, dass dies erheblichen Einfluss auf den Restwert von Dieselautos haben könnte.

Nach einer Untersuchung des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen betrug im April der Anteil von Diesel-Fahrzeugen an deutschen Privatkäufen nur noch 23,8 Prozent. Das sei der niedrigste Wert seit dem Auslaufen der Abwrackprämie, mit deren Hilfe 2009 vor allem benzingetriebene Kleinwagen auf den Markt gebracht worden waren.