"Wir müssen verdammt noch einmal schlanker werden, auch wenn die Mitarbeiter dabei kranker werden". Mit Slogans wie diesen sorgt ein fiktiver Unternehmensboss in einem Video der Arbeiterkammer Oberösterreich derzeit für viel Aufregung in den Gefilden der heimischen Interessensvertreter.

Für WKO-Präsident Christoph Leitl ist das Video, das eigentlich eine Werbung für die AK-Leistungskarte sein soll, etwa eine Rufschädigung von Unternehmerinnen und Unternehmern als auch des heimischen Wirtschaftsstandorts: "Das ist nichts anderes als eine primitive Hetze gegen Arbeitgeber. Ein übles Klassenkampf-Video des AK-Präsidenten, das sich nicht einmal Karl Marx anschauen würde. Eine Entschuldigung des AKOÖ-Präsidenten bei den Betrieben wäre jetzt mehr als angebracht."

ÖAAB-Generalsekretär Karl Nehammer ergänzt: "Gerade in einer Phase, wo die Sozialpartner konstruktiv an neuen Arbeitszeitmodellen und der flächendeckenden Einführung eines Mindestlohnes arbeiten, ist dieses plumpe Video absolut kontraproduktiv."

Der steirische Wirtschaftskammerboss Josef Herk fordert eine "Distanzierung" des steirischen AK-Präsidenten Josef Pesserl. Und: "So geht das nicht! Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind eine Erfolgsgemeinschaft – der Klassenkampf besteht nur noch in den Köpfen mancher Arbeiterkammerfunktionäre."

Hier das umstrittene Video:

Johann Kalliauer, Präsident der AK in Oberösterreich, versteht die Kritik indes nicht. Es sei nicht beabsichtigt, jemand mit dem Spot anzugreifen oder pauschal zu verunglimpfen. Er sei nur als lockere Bewerbung der Leistungskarte gedacht. Er finde es spannend, wer sich nun als "Superreicher" angesprochen fühle. Es gebe eine "künstliche Aufregung". Der Spot werde uminterpretiert in einen Pauschalangriff auf Unternehmer. Er wüsste auch nicht, wo er sich entschuldigen sollte. Allerdings würden ihm sehr schnell multinationale Konzerne einfallen, die sich so wie im Film gezeigt verhalten.

Kritisch äußerte sich unterdessen auch die Österreichische Hoteliervereinigung. Deren Präsidentin Michaela Reitterer bezeichnet den Spot als "Hate-Video" und "Entgleisung" der Arbeiterkammer. Dank Verfassungsrang müsse sie sich auch nicht dafür rechtfertigen. Aber es sollte vom Netz genommen werden. Auch die ÖAAB-Vertreter in der Arbeiterkammer zeigten sich in einer Presseaussendung verärgert: "Schade und unverständlich, tolle AK-Leistungen so primitiv zu vermarkten", kommentierte Vizepräsident Helmut Feilmair.