Nach einer Untersuchung über Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg wechselt der Schweizer Zementriese LafargeHolcim den Konzernchef aus. Eric Olsen trete Mitte Juli zurück, teilte der Weltmarktführer am Montag mit. Nach Abschluss interner Ermittlungen zu den Ereignissen in Syrien sei der Verwaltungsrat zum Schluss gekommen, dass Olsen keine Verantwortung für die Fehler trage.

Das Gremium habe auch nicht den Eindruck gewonnen, dass er davon Kenntnis hatte. Olsen erklärte in der Mitteilung, er trete zurück, um die Spannungen, die sich rund um den Syrien-Fall entwickelt hätten, beizulegen. "Obwohl ich in keinerlei Fehlveralten involviert war oder davon Kenntnis hatte, denke ich, dass mein Rücktritt dazu beitragen wird, Ruhe in ein Unternehmen zu bringen, das während Monate diesbezüglich im Zentrum der Aufmerksamkeit stand."

Die Suche nach einem Nachfolger werde umgehend gestartet. Ab Mitte Juli werde Verwaltungsrats-Präsident Beat Hess das Unternehmen interimistisch leiten. Europa-Chef Roland Köhler übernehme zu diesem Zeitpunkt die Funktion als Chief Operating Officer.

Konzernmanagement wusste davon

Im vergangenen Jahr hatten Menschenrechtsorganisationen eine Anzeige gegen Lafarge eingereicht. Sie werfen dem Unternehmen vor, die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) bezahlt zu haben, um den Betrieb eines Werks in Syrien aufrechtzuerhalten. LafargeHolcim leitete eine interne Untersuchung ein.

Gestützt auf vorläufige Ergebnisse räumte der Konzern Anfang März ein, dass das Unternehmen bewaffnete Gruppen 2013 und 2014 dafür bezahlt habe, die Versorgung des Werks und die Bewegungsfreiheit der Mitarbeiter sicherzustellen. Der von externen Anwälten erarbeitete Bericht kam nun zum Schluss, dass neben lokalen Mitarbeitern auch Mitglieder des Konzernmanagements von den Verletzungen der Geschäftsgrundsätze wussten.

2015 war Lafarge noch französisch

Das Werk in Syrien gehörte damals der französischen Lafarge, die sich 2015 mit der Schweizer Holcim zusammenschloss. Olsen war in der betreffenden Zeit für die operativen Abläufe bei Lafarge verantwortlich. Olsen ist nicht der erste, der über die Syrien-Affäre stolpert.

Zuvor hatte bereits der frühere Lafarge-Lenker Bruno Lafont seinen Rückzug aus dem LafargeHolcim-Verwaltungsrat angekündigt, ohne allerdings einen klaren Grund zu nennen. Der Fall könnte auch ein juristisches Nachspiel haben. Im Oktober hatte die französische Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit Geschäften in Syrien Ermittlungen aufgenommen.