Während sich Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), am Sonntag strikt gegen eine verpflichtende Frauenquote in Aufsichtsräten ausgesprochen hat, fordert Gewerkschaftschef Erich Foglar genau eine solche. Auch in Vorständen hätte er gerne einen verpflichtenden Frauenanteil.

"Eine Quote von 30 Prozent in Aufsichtsräten und Vorständen wäre hier ein wichtiger und richtiger erster Schritt in Richtung Gleichberechtigung", so der Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbunds (ÖGB) am Sonntag.

Für Vorstand keine Frau gefunden

Kapsch hatte sich  im ORF-Mittagsjournal gegen eine Quotenregelung für weibliche Aufsichtsräte aus. Wichtiger seien Frauen in den Vorständen. Er habe aber erfolglos eine Frau als Vorstand gesucht: "Nur drei Prozent der Bewerbungen waren Frauen, die haben vom Profil nicht gepasst." Auch eine Frau als Aufsichtsrat habe er ein halbes Jahr lang suchen müssen, beklagte Kapsch.

Zum lange Jahre von der IV geforderten 12-Stunden-Tag, über den die Regierung jetzt die Sozialpartner verhandeln lässt, äußerte sich Foglar erneut skeptisch. "Unser Ziel ist es, dass mehr Menschen Arbeit finden und nicht, dass weniger Menschen mehr arbeiten." Dass der 12-Stunden-Tag die Arbeitnehmer nichts koste, stimme nicht, denn er koste sie auf jeden Fall Freizeit. "Für Frauen ist er wegen fehlender Kinderbetreuungsangebote fast eine Unmöglichkeit." Kapsch kritisierte die  Auslagerung der Arbeitszeitflexibilisierung an die Sozialpartner: "Die Sozialpartner verhandeln seit Jahren, das ist nur ein Dealen. Jetzt gibt die Regierung den Sozialpartnern wieder eine Galgenfrist bis zum Juli."

Der IV-Präsident begrüßt die Pläne der Bundesregierung, den Kündigungsschutz bei älteren Arbeitnehmern zu lockern. Das würde Anstellungen erleichtern. Derzeit sei es ein Problem, dass ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht so leicht kündbar seien.  Vorzeitige Pensionen würden das Pensionssystem belasten. "Ich habe deshalb in meinem Unternehme Altersteilzeit untersagt", berichtete Kapsch. Bei ihm müssten Mitarbeiter voll durcharbeiten.