Der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser will sich für rund 16,7 Milliarden Dollar (15,5 Milliarden Euro) einen amerikanischen Hersteller von Babynahrung einverleiben. Es gebe fortgeschrittene Verhandlungen mit dem US-Unternehmen Mead Johnson Nutrition, teilte Reckitt am Donnerstag mit.

Mit dem Deal würde der Hersteller von Produkten wie Sagrotan, Nurofen-Fiebersaft oder Durex-Kondomen nicht nur seine Präsenz in Asien stärken, sondern auch in ein völlig neues Geschäftsfeld für das Unternehmen vorstoßen. Bisher hat der Konzern noch keine Säuglingsnahrung im Angebot. Die Top-Marken sind vor allem Reinigungsmittel und freiverkäufliche Gesundheitsprodukte.

An der Börse kamen die Zukaufspläne gut an. Reckitt-Aktien stiegen um fünf Prozent und lagen damit an der Spitze des britischen Auswahlindex "Footsie". An Reckitt Benckiser ist die deutsche Industriellenfamilie Reimann - eine der reichsten Familien in Deutschland - mit einem Minderheitsanteil beteiligt.

Danonen und Nestlé als Konkurrenz

Ihr Vermögen geht auf den Ludwigshafener Spezialchemiekonzern Benckiser und dessen Fusion 1999 mit der britischen Reckitt zurück. Mead Johnson ist in den USA bekannt für seine Säuglingsnahrungsmarke Enfamil. Das Unternehmen, das den meisten Umsatz inzwischen in Asien macht, setzte 2016 gut 3,7 Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro) um. Reckitt kam 2015 auf einen Umsatz von knapp 8,9 Milliarden Pfund (10,4 Milliarden Euro).

Reckitt will pro Mead-Johnson-Aktie 90 Dollar zahlen. Das entspricht einem Aufschlag von knapp 30 Prozent auf den Schlusskurs von Mittwoch. Mead-Johnson-Papiere kletterten daraufhin um 22 Prozent. Auch der französische Danone-Konzern und Nestlé galten als potenzielle Käufer für das Unternehmen. Mead Johnson wurde 2009 vom US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb abgespalten und gilt seitdem wegen seiner starken Präsenz in den stark wachsenden Märkten Asien und Lateinamerika als Übernahmeziel.

Mit den Zukaufsplänen von Reckitt wird bereits der zweite Mega-Deal in der Gesundheitsbranche in diesem Jahr bekannt. Erst vor einer Woche hatte der US-Pharma- und Konsumgüterriese Johnson & Johnson die Übernahme des Schweizer Biotechunternehmens Actelion für rund 30 Mrd. Dollar (27,8 Milliarden Euro) angekündigt. Es wäre die größte Transaktion in Europas Gesundheitsbranche seit 13 Jahren.