Zwei bis drei Tage: Länger dauert es nicht, bis vor der mächtigen Staumauer im winterlichen Brezice Sloweniens zweitgrößte See entsteht. Mit seinen über zwölf Kilometern Länge und 19,3 Millionen Kubikmeter Fassungsvolumen wird der 300 Hektar große Stausee seine berühmten – natürlichen – Pendants in Bohinj und Bled übertrumpfen. Noch aber ist das Gewässer nicht aufgestaut, fließt die Save ungehindert Richtung Kroatien.

Im September fertig

Das neue Flusskraftwerk nahe dem 5000-Einwohner-Städtchen Brezice wird im September fertiggestellt. Drei riesige Kaplan-Turbinen werden jährlich 161 Gigawattstunden Strom produzieren. In nur drei Jahren errichtete die slowenische „Hess“ damit bereits das vierte von fünf Kraftwerken an der unteren Save. Mit dieser Kette werden fünf Prozent des landesweiten Strombedarfs gedeckt. Drei weitere Werke flussaufwärts sollen folgen. Um den von der EU vorgegebenen Kyoto-Zielwert für regenerative Energie, 25 Prozent bis 2020, zu erreichen, seien Wasserkraftwerke unerlässlich, sagt „Hess“-Entwicklungschef Andrej Vizjak. Der frühere Wirtschaftsminister verweist auch auf begleitende Maßnahmen der staatlichen Infrastrukturgesellschaft: zur Bewässerung des fruchtbaren Landes, vor allem aber zum Hochwasserschutz. Dass die Eingriffe in die Landschaft beachtlich waren, zeigt sich selbst unter dicker Schneedecke; den Bau konnten die Naturschützer nicht verhindern, die Errichtung der Kraftwerke wurde zum nationalen Anliegen erklärt.

Zement kommt aus Anhovo

Drei Viertel der für den Bau von Stausee und Kraftwerk notwendigen 120.000 Tonnen Spezialzement liefert Salonit Anhovo d.d. Das Unternehmen, eine Tochter der Kärntner Wietersdorfer-Gruppe, ist Marktführer in Slowenien. Zement und Beton bilden für das in Klagenfurt ansässige Unternehmen nur ein Geschäftsfeld. 50 Millionen Euro Umsatz werden damit erzielt, 22 Millionen mit Kalk. Baumit-Baustoffe erwirtschaften weitere 117 Millionen Euro.
Der größte Umsatzanteil unter dem Dach der Wietersdorfer, die insgesamt 2837 Mitarbeiter beschäftigt, stammt aus der Erzeugung von Rohren bei den Töchtern Polyplast in Eferding (89 Millionen) und Hobas (200 Millionen Euro). Wietersdorfer selbst ist in Familienbesitz, die Anteile gehören heute 45 Gesellschaftern der bereits vierten und fünften Generation.

Zweistellige Millionenkosten

Geleitet wird die Holding von Michael Junghans, der seit seinem Eintritt im Mai 2015 den vom HCB-Skandal gebeutelten Konzern wieder in ruhigeres Fahrwasser zu führen versucht.
Noch auf Jahre werden Schadenersatzklagen die Unternehmensführung beschäftigen. Wie hoch die Kosten im Zuge des HCB-Skandals bisher liegen, gibt man nicht bekannt, „zweistellig“ seien diese jedenfalls. Allein an „Soforthilfe“ wurden 4,1 Millionen Euro ausgezahlt. Der Reputationsschäden freilich sei nochmals „deutlich höher“, sagt Junghans. „Ohne diesen Klotz am Fuß könnten wir uns viel dynamischer entwickeln.“
Abseits der Öffentlichkeit wird Wietersdorfer nun strikt auf globale Aktivität getrimmt: Von Hawaii bis Australien setzt der 124 Jahre alte Kärntner Konzern Projekte um. Nicht zuletzt, weil dort die Böden anders als hierzulande nicht gefrieren.