"Wir müssen uns daran gewöhnen, dass Trump im Umgang mit den Medien aktiver als Barack Obama ist, was zu volatilen Kursen führen kann", urteilt Tobias Basse, Anlagestratege bei der NordLB. Chefstratege Robert Greil von Merck Finck sieht Trump in der neuen Woche ebenfalls im Mittelpunkt des Börsengeschehens: "Spannend wird, was Donald Trump am 20. Jänner konkret ankündigt - die Finanzmärkte werden umgehend darauf reagieren." Analyst Jochen Stanzl vom Onlinebroker CMC Markets rechnet damit, dass die Börsen wegen Trump bis Freitag keine klare Richtung einschlagen werden.

Schon vor seiner Amtseinführung hat Trump die Märkte ordentlich durchgerüttelt. Nach seiner Wahl im November setzten die Anleger auf einen Wirtschaftsboom in den USA: Die Märkte stiegen. Nach seiner ersten Pressekonferenz in der zu Ende gehenden Woche dann die Ernüchterung: Die Investoren vermissten Details zu seinem Wirtschaftsprogramm. Aussagen Trumps zu einzelnen Branchen sorgten ebenfalls für Aufregung, etwa in der Pharmabranche, die Angst vor Ertragseinbußen hat oder bei den Autokonzernen.

Spielraum für positive Überraschungen gering

Ermutigende Geschäftszahlen der großen US-Banken bereiteten den europäischen Börsen dennoch einen versöhnlichen Wochenausklang. Der Dax legte um 0,9 Prozent auf 11.629 Punkte zu - seine Verluste bügelte er damit auf Wochensicht glatt. Der EuroStoxx50 gewann am Freitag 1,1 Prozent auf 3.324 Punkte.

An der Wall Street gab der Dow Jones leicht nach. Der US-Leitindex hadert schon seit Wochen mit der Marke von 20.000 Punkten, übersprungen hat er sie noch nicht. "Der Spielraum für positive Überraschungen ist nicht mehr so groß. Bei Gelegenheit nehmen Anleger vielleicht auch mal Gewinne mit", prognostiziert Aktienexperte Basse.

Die Berichtssaison köchelt in der neuen Woche sowohl in Europa als auch in den USA noch auf niedriger Flamme. In Deutschland legt der Kosmetikkonzern Beiersdorf am Dienstag Zahlen für das vergangene Jahr vor, in den USA stehen am Mittwoch die Quartalsergebnisse der Großbank Goldman Sachs an.

Im Blick stehen dürfte in der kommenden Woche die Deutsche Börse, die sich mit der London Stock Exchange zusammenschließen will. Am Dienstag treffen sich in Wiesbaden unter anderem die Chefs der beiden Börsenbetreiber mit dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und dem für die Börsenaufsicht zuständigen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Denn als eine der größten Hürden für eine Fusion gelten die hessische Börsenaufsicht sowie die Prüfung der EU-Kommission. Die Aufsicht des Bundeslandes hat Insidern zufolge große Bedenken, weil sie fürchtet, nach dem Deal nicht genügend Zugriff auf die Holdinggesellschaft zu haben, die laut derzeitigen Plänen in London angesiedelt werden soll.

Zinssitzung der EZB

Am Mittwoch wird der frühere VW-Chef Martin Winterkorn im Rampenlicht stehen, wenn er im Untersuchungsausschuss des Bundestages zur VW-Dieselaffäre auftritt. Er hatte seinen Posten nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals räumen müssen. Der Untersuchungsausschuss in der Diesel-Abgasaffäre war im April 2016 eingesetzt worden.

Am Donnerstag gibt die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsentscheidung bekannt. Der EZB-Rat dürfte abwarten und klarstellen, dass er "keinen Einstieg in den Ausstieg" plane, sagt Volkswirt Michael Schubert von der Commerzbank. Im Dezember hatte die EZB bei ihrer Ratssitzung beschlossen, die bisher auf 1,74 Billionen Euro angelegten Anleihenkäufe zur Stützung der Konjunktur um neun Monate bis mindestens Ende Dezember 2017 zu verlängern - allerdings bei einem niedrigeren monatlichen Umfang. Zuletzt waren in Deutschland wieder vermehrt Stimmen laut geworden, die eine Abkehr von der Nullzinspolitik der EZB forderten.

Konjunkturdaten sind in der neuen Woche dünn gesät. Am Dienstag steht aus Deutschland der ZEW-Index an. In den USA dürfte vor allem der Philadelphia Fed Index (Donnerstag) die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.