"Eine europaweite Informationskampagne und ein Ersatzwagen während der Reparaturphase sind nicht genug", sagte die auch für Verbraucherschutzfragen zuständige Politikerin der Zeitung "Die Welt".

In den USA und Kanada zahle Volkswagen Milliarden für die Entschädigung der Kunden. "Ich vermisse aber immer noch einen Extra-Bonus oder eine freiwillige Kompensation für die europäischen Kunden." Es gehe um eine faire Behandlung von Verbrauchern in der Europäischen Union. "Ich werde mich Anfang Februar mit dem VW-Vorstandsvorsitzenden (Matthias) Müller treffen und bis dahin erwarte ich, dass sich VW in dieser Frage bewegen wird."

"Trippelschritte"

Weltweit klagen zahlreiche Autobesitzer wegen überhöhter Stickoxidwerte auf Rückabwicklung des Kaufs oder Schadenersatz gegen Volkswagen. Nur in den USA und Kanada zwingt das Gesetz den Hersteller zu teuren Zugeständnissen. Eine Entschädigung der Kunden in Europa lehnen die Wolfsburger jedoch nach wie vor ab. Sollte diese dennoch fällig werden, könnte das dem Konzern finanziell das Genick brechen, fürchten Experten.

In Nordamerika machte der Autobauer diese Woche weitere Trippelschritte zur Beilegung des Abgasskandals. In den USA erzielte VW mit den Behörden und den Privatklägern eine grundsätzliche Einigung, wie das Bezirksgericht von San Francisco bekannt gab. Demnach sollen die Besitzer von rund 83.000 großen Diesel-Fahrzeugen mit umweltbelastenden 3,0-Liter-Motoren - etwa Geländewagen von Audi, VW und Porsche - eine "erhebliche Entschädigung" erhalten, sagte Richter Charles Breyer. Die Höhe verriet er nicht. Über die Details sollen sich VW und die Sammelkläger auf Anweisung des Gerichts bis zum 31. Jänner 2017 einigen - und bis dahin Stillschweigen bewahren. Breyer peilt eine weitere Anhörung am 14. Februar an, bei der er die Einigung absegnen will.

Weitere Einigungen

Der Kompromiss mit den Behörden für die von Audi entwickelten 3,0-Liter-Dieselmotoren beinhaltet, dass etwa 20.000 Fahrzeuge zurückgekauft und weitere 63.000 umgerüstet werden sollen, sobald die Behörden die Freigabe für die technische Lösung erteilen. Die Vereinbarung mit dem US-Justizministerium sieht zudem vor, dass VW 225 Mio. Dollar (215,44 Mio. Euro) in einen Fonds zur Wiedergutmachung für überhöhte Emissionen zahlt. Audi-Chef Rupert Stadler äußerte sich im "Handelsblatt" erleichtert: "Die Einigung mit den US-Umweltbehörden ist für uns extrem wichtig." Zwar gebe es noch einiges zu lösen, "aber insgesamt ist es eine Befreiung für unsere Marke und den ganzen VW-Konzern".

Die US-Umweltbehörde EPA schätzt die Kosten für VW auf insgesamt 1 Mrd. Dollar. Die mit den Privatklägern erzielte Einigung ist darin nicht enthalten. Die Niedersachsen hatten 2015 zugegeben, eine nach US-Recht als illegal geltende Software bei Sechszylinder-Diesel-Motoren mit drei Litern Hubraum eingebaut zu haben, um die Abgaswerte zu manipulieren.

Lösung für Kanada

Bereits im Sommer hatte Volkswagen in den USA eine Einigung für rund 475.000 Dieselautos mit 2,0-Liter-Motor mit einer illegalen Abschalteinrichtung erzielt. Allein dieser Kompromiss kostet das Unternehmen bis zu 16,5 Mrd. Dollar. Bisher hat VW 18,2 Mrd. Euro für die Aufarbeitung des Abgasskandals zurückgelegt, der vor gut einem Jahr in den USA ans Licht gekommen war. Die Premium-Tochter Audi hat bisher insgesamt 980 Mio. Euro dafür reserviert. Insidern zufolge könnte die Kompensation für die 83.000 Fahrzeuge mit 3,0-Liter-Motoren in den USA einschließlich einer Umweltstrafe in Millionenhöhe mehr als zwei Mrd. Dollar kosten. In Kanada einigte sich VW am Montag mit Klägern auf Schadenersatz für manipulierte Dieselautos mit 2,0-Liter-Motoren von umgerechnet bis zu 1,5 Mrd. Euro.