Infineon Austria hat im Geschäftsjahr 2015/16 (bis 30. September) wie der deutsche Mutterkonzern beim Umsatz und Gewinn stark zugelegt. Im kommenden Jahr wolle man auf Konzernebene um sechs Prozent wachsen, "plus-minus zwei Prozent", sagt Infineon-Austria-Chefin Sabine Herlitschka. Österreichs Anteil daran soll deutlich darüber liegen. Denn Infineon Österreich mit Hauptsitz in Villach profitiert stark von der Übernahme des einstigen US-Konkurrenten Rectifier.

Das starke Umsatzplus von mehr als 410 Millionen Euro oder 29 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro in Österreich wurde mit immerhin 150 Millionen Euro durch Rectifier in die Höhe getrieben. Diese 150 Millionen Euro kommen aber nur aus den letzten zwei Monaten des vergangenen Geschäftsjahres. Im Geschäftsjahr 2016/17 dürfen diese 150 Millionen Euro mindestens versechsfacht werden.

Allein durch Rectifier wird Infineon mit Hauptsitz in Villach heuer also um fast eine Milliarde Euro mehr Umsatz einfahren. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) wurde 2015/16 um vier Prozent auf 158,5 Mio. Euro verbessert. Im laufenden Jahr könnte das Plus noch kräftiger ausfallen. "Wir werden stärker als der Gesamtkonzern wachsen, auch ergebnisseitig,"sagte Finanzchef Oliver Heinrich am Dienstag in Wien. Erst vor zwei Wochen hatte der deutsche Konzern mit Sitz in München seine Prognosen leicht nach oben korrigiert.

Zukäufe in den USA

Infineon legt damit deutlich über dem Branchenschnitt zu.  "Wir haben beobachtet, dass im letzten Jahr der Halbleitermarkt ganz wenig gewachsen ist. Uns ist es gelungen, im Konzern ein Wachstum von zwölf Prozent auf 6,5 Milliarden Euro Umsatz zu schaffen", so Herlitschka.

Wie sich nach der Integration von Rectifier der jüngste Kauf des ebenfalls US-amerikanischen Unternehmens Wolfspeed auswirken werde, wollte Herlitschka noch nicht sagen. "Wolfspeed wird uns bei neuen Materialien und in speziellen Nischen stärken," so Herlitschka.

Infineon hatte sich in der Halbleiterentwicklung vor einigen Jahren auf die drei Bereiche Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit beschränkt. Besonderer Wachstumstreiber sei derzeit die Mobilität, etwa mit Elektronik die Effizienz von Verbrennungsmotoren zu optimieren. Wichtig sei darüber hinaus alles im Zusammenhang mit Elektromobilität sowie die Themen Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren. "In sieben der zehn meistverkauften Elektroautos 2015 ist Infineon dabei, den Antrieb zu regeln." Der Wert der in Elektroautos verbauten Halbleiter steige deutlich im Vergleich zu herkömmlichen Autos. In regulären Fahrzeugen betrage der Halbleiter-Wert 350 bis 400 Dollar (374 Euro), in Elektrofahrzeugen seien es rund 700 Dollar.

3625 Beschäftigte in Österreich

Insgesamt beschäftigt der Chipkonzern Infineon weltweit 36.300 Leute - davon mehr als 15.000 in Europa, knapp 3.700 in den USA und mehr als 17.400 in Asien. Bei Infineon Austria arbeiteten Ende September 3.625 Leute, um 132 mehr als im Vorjahr. Aufgestockt wurde das Personal vor allem in Forschung und Entwicklung, wo jetzt 1.426 Leute (+12 Prozent) beschäftigt sind.

Infineon Österreich hat seine Zentrale in Villach, wo etwas mehr 3.000 Leute beschäftigt sind. In Klagenfurt - mit mehr als 160 Mitarbeitern - findet sich die Verantwortung für die Informations- und Kommunikationstechnik im Konzern. Im Forschungszentrum in Graz arbeiten mehr als 300 Leute. In Linz arbeiten knapp 100 Leute an Radar-Technologien und in Wien ist das Sales Office mit 10 Leuten.

Forschungsausgaben um 13 Prozent erhöht

Die Forschungsausgaben wurden um 13 Prozent auf 412 Mio. Euro erhöht, was einer Forschungsquote von 22 Prozent des Umsatzes entspricht. "Ich denke, in dieser Größenordnung gehört Infineon Technologies Austria zu den forschungsintensivsten Unternehmen innerhalb Europas", sagte Finanzvorstand Heinrich. Auch die Wertschöpfung der Infineon in Österreich sei beachtlich: "Von den 446 Mio. Euro Einkaufsvolumen verbleiben immerhin 157 Millionen in Österreich und 62 Prozent davon in Kärnten."

Die Investitionen betrugen im abgelaufenen Geschäftsjahr 357 Mio. Euro, davon gingen knapp 134 Mio. Euro (plus 20 Prozent) in Anlagen zur Fertigung von Energiesparchips. Die Produktion von Chips wurde in Villach um 5 Prozent auf 16,3 Milliarden Stück gesteigert.