Herr Botschafter, was war Ihre spontane Reaktion auf die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten?
Leigh Turner: Viele Leute sind natürlich vom Wahlergebnis in den USA überrascht worden. Aber das ist ein Zeichen einer Demokratie, dass man nicht weiß, wie es ausgeht. Ich war auch in manchen Ländern, wo Wahlen voraussehbarer sind. Und das ist nicht immer eine gute Sache.

Von der Brexit-Abstimmung waren Sie auch überrascht?
Wie gesagt, man weiß nicht, wie eine Wahl ausgehen wird. Das britische Volk hat seine Meinung mit 52 zu 48 Prozent sehr deutlich ausgedrückt. Die britische Regierung hat ganz klargemacht, dass diese jetzt umgesetzt wird. Wir müssen jetzt genau schauen, wie wir die besten Ergebnisse für Großbritannien wie auch für die restlichen Mitglieder der Europäischen Union schaffen können.

Premierministerin Theresa May will im März mit Verhandlungen für den EU-Austritt Großbritanniens beginnen. Was sind Eckpunkte eines möglich neuen Vertrags?
Ich weiß nicht, ob ein neuer Vertrag richtig ist, aber wir haben schon gesagt, dass wir bis Ende März – es könnte auch früher sein – unseren Artikel-50-Brief einreichen werden, und damit beginnen die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und den restlichen EU-Mitgliedern. Das bedeutet, dass wir aus der EU austreten werden, und damit wird unsere Mitgliedschaft zu Ende gehen. Was genau die neuen Beziehungen sein werden, können wir noch nicht sagen.

Der Brexit, die Ceta-Querschüsse der Wallonie, um sich greifender Populismus – wie sieht für Sie die Zukunft der EU aus?
Großbritannien war immer weltoffen. Es ist unsere DNA, Freihandel zu unterstützen. Wir waren immer für das Ceta-Abkommen und glauben, dass es gewinnbringend für Europa und Kanada ist. Aber man sieht jetzt, dass viele Leute glauben, dass die Globalisierungswelle auch in Europa nicht nur zu Gewinnern, sondern auch zu Verlierern geführt hat. Diese Menschen müssen berücksichtigt werden, ihre Stimmen, haben Gewicht. Die Politik muss damit zurechtkommen, dass alle Leute das Gefühl haben, dass ihre Meinungen zählen. Tendenzen des Populismus werden durch die sozialen Medien noch verstärkt.

Ihr Eindruck vom Präsidentenwahlkampf in Österreich?
Die österreichische Demokratie hat seit dem Zweiten Weltkrieg viel erreicht und wird viel erreichen. Die Wahl ist natürlich eine Frage für Österreich und ich werde mit großem Interesse auf das Ergebnis schauen.

Wie wird der Brexit unsere Handelsbeziehungen trüben?
Bei einer Diskussion zum Brexit in Wien sahen Geschäftsleute noch große Chancen. Es gibt für rund sieben Milliarden Euro Investitionen aus Österreich in Großbritannien, in die andere Richtung für ungefähr 4,6 Milliarden. Ich glaube, dass es noch viel Potenzial gibt. Wir sind auch stolz, dass jedes Jahr 900.000 Briten auf Urlaub nach Österreich kommen, und freuen uns, wenn es mehr werden.

Die Sorgen um den Finanzplatz London teilen Sie?
London ist global ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Es ist oft totgesagt worden, wie bei der Euro-Einführung. London hat aber die Position ausgebaut. Die Aussichten als Wirtschaftsplatz für Europa stehen sehr gut.

Beim Brexit tröstet, dass er nicht für die Champions League gilt. Arsenal- oder Chelsea-Fan?
Ich hörte, dass es südlich von Manchester Fußballteams gibt.

Also United oder City-Fan.
City? Was heißt das?