In Deutschland haben sie aus der „Google 15“ eine „Google 7“ gemacht, die Geschichte aber ist dieselbe. Die harmlos anmutende Zahl meint die Anzahl jener stolzen Kilos – in den USA eben die der Pfund –, die neue Google-Mitarbeiter im ersten Jahr zulegen. Wissenschaftlich unüberprüft, kann man sie nach einem Besuch in den Münchener Räumen des IT-Giganten dennoch gut nachvollziehen. „2800 Schokoladeriegel“ werden hier verdrückt, heißt es. „Pro Monat“, wohlgemerkt. Kurz später stehen wir inmitten einer der beiden kostenlosen Verpflegungsstationen, bevor es vorbei an zahlreichen Mikroküchen, bei Google heißen sie Micro Kitchen, weiter durch den Gebäudekomplex geht.

Erst im April wurde das prachtvolle Münchener Entwicklungszentrum offiziell bezogen, Platz finden sollen hier bald 800 „Googler“, wie die Mitarbeiter gerne genannt werden. Aktuell sind es etwas mehr als 600, schon jetzt gilt die Münchener Dependance als die bedeutsamste in Deutschland. Dass sie auch global einen hohen Stellenwert genießt, liegt am zentralen Interesse der Niederlassung. Den Fokus legt man in München auf ein Thema, dem sich Google selbst erst in den letzten Jahren vermehrt zuwandte, das nun dafür umso intensiver tut: dem Schutz der digitalen Privatsphäre von Google-Nutzern.

Im ersten Moment mag das wie ein schlechter Witz klingen. Ausgerechnet der oft als „Datenkrake“ gescholtene Konzern kümmert sich nun um die Sicherheit dieser massenhaft aggregierten Daten, deren Verbreitung er selbst federführend befeuerte? Weitergedacht, wird das Bild schon klarer. Für Google geht es um Glaubwürdigkeit – bei Nutzern und Werbekunden. Gerade in Zeiten, wo Konkurrent Facebook diesbezüglich schwächelt.

Zudem merken auch die Großen der Internetbranche, dass ein gefährlicher Kontrollverlust droht. 20 Prozent der Internetnutzer wissen heute nicht, wie sie Sicherheitseinstellungen ihrer Online-Profile überhaupt ändern können, „123456“ scheint in vielen Statistiken noch immer als weltweit meistverwendetes Passwort. Jeder zweite Österreicher zwischen 19 und 30 gibt einer aktuellen YouGov-Umfrage zufolge heikle Passwörter an Freunde weiter, Cyberverbrechen scheint Tür und Tor geöffnet.

„Wir müssen es so einfach wie möglich machen, dem Nutzer einen sicheren Account zu geben“, erzählt deswegen auch Stephan Micklitz, der in München das Datenschutzteam leitet und mit seinen Mitarbeitern für vielseitige Google-Tools wie MyAccount (siehe links) verantwortlich zeichnet. Damit wurde, passenderweise in direkter Nähe zur Münchener Hackerbrücke, einiges erreicht: 2011 gab es den Höchststand an gehackten Google-Konten, seitdem ging die Anzahl um „99 Prozent zurück“, erklärt Micklitz. Und: „Unsere Nutzer sollen verstehen, wie die Systeme funktionieren, die wir anbieten.“

Im bayrischen Büro wird indes ein Mitarbeiter von der hauseigenen Masseurin durchgeknetet, im Fitnessstudio GFit endet eine Trainerstunde. Zumindest in manchen Momenten übersteigt also sogar in München die Angst vor Google 7 jene vor Datenhacks.