Mexiko ist ist von der Weltmacht im Norden, die unter einem Präsidenten Trump auf einen protektionistischen Kurs umschwenken dürfte, sehr stark abhängig. Südlich des Rio Grande geht nun die Angst um - von der kleinen Lederfirma bis hin zu großen Auto- und Zulieferbetrieben.

Zuletzt wurden Güter aus Mexiko im Wert von 320 Milliarden Dollar im Jahr - umgerechnet gut 294 Milliarden Euro - zum Nachbarn geliefert. Viele Exportgeschäfte dürften massiv leiden oder gar unrentabel werden, wenn die USA die Schotten dichtmachen: "Falls NAFTA fallen sollte, wäre das schrecklich", sagt Direktor Manuel Montoya vom Automobil-Cluster Claut im Bundesstaat Nuevo Leon.

Verlängerte Werkbank

Gerade für den Norden des lateinamerikanischen Landes, wo auch wegen der niedrigen Lohnkosten eine Art verlängerte Werkbank der US-Industrie entstanden ist, wären Trumps Pläne verheerend. Falls er seine Drohung wahr macht, Importzölle in Höhe von bis zu 35 Prozent auf in Mexiko gefertigte Produkte zu erheben, würden vielerorts die Lichter ausgehen - und Lieferketten zerrissen. So verfügt Volkswagen über eine Fabrik in den USA, die wesentliche Teile der Fahrzeuge vom VW-Werk im mexikanischen Puebla bezieht. Allerdings ist der Absatz von VW in Amerika wegen des Dieselskandals seit Monaten ohnehin auf Talfahrt.

Sollten die USA das NAFTA-Freihandelsabkommen mit dem Nachbarland einschränken, wären weitere Autobauer betroffen. Dazu zählen auch die US-Konzerne General Motors, Fiat Chrysler und Ford. Gerade Ford wurde in Trumps Wahlkampf zur Zielscheibe der Kritik: Der Republikaner drohte dem Unternehmen mit hohen Importzöllen, falls es ein neues Werk in Mexiko eröffnen sollte. Ford hat angekündigt, 1,6 Milliarden Dollar für eine ab 2018 beginnende Kleinwagen-Produktion im südlichen Nachbarland zu investieren.

Bangen um die Existenz

"In Mexiko gefertigte Wagen sind .000 Dollar billiger als in den USA", erklärt Claut-Direktor Montoya. Ohne NAFTA wäre der Automobilstandort Mexiko aber nicht mehr denkbar: Seit der Gründung der Freihandelszone mit den USA und Kanada im Jahr 1994 hat sich das Land zu einem der größten und am schnellsten wachsenden Fertigungsstandorte der Branche gemausert. Jahr für Jahr wurde die Produktion zuletzt nach oben geschraubt. Nun könnte es zum Niedergang kommen.

Auch viele kleine Firmen bangen um ihre Existenz, falls die USA Zollschranken einführen sollten. So auch die auf den Export von Lederwaren spezialisierte WYNY aus Leon, zu deren Kunden auch Hugo Boss zählt. "Unser Geschäft würde in Gefahr geraten", räumt WYNY-Manager Rosendo Castillo ein.

Furcht vor dem Grenzzaun

Nicht auszudenken wäre es für viele Mexikaner, wenn Trump tatsächlich eine mehr als 3000 Kilometer lange Grenzmauer zur Abwehr illegaler Einwanderung hochziehen sollte. Der Baustoffkonzern HeidelbergCement wittert hier schon Chancen fürs eigene Geschäft. "Ob die Mauer gebaut wird, weiß ich nicht - aber wenn, wird sie nicht aus Holz gebaut, sondern aus Zement, und dann wären wir in Texas und Arizona nicht schlecht bedient", sagte Vorstandschef Bernd Scheifele jüngst und erntete dafür heftige Kritik - nicht nur im Internet.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Martin Wansleben, mahnte das Unternehmen, "mit dem Thema in der Öffentlichkeit gut umzugehen". Zugleich wandte er sich im Nachrichtensender n-tv aber gegen eine pauschale Verurteilung des Konzerns: "Als Unternehmenschef haben Sie schon die Aufgabe, unter Einhaltung von Gesetzen, den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Ich bin nicht der Meinung, dass man einfach sagen kann: Die dürfen den Auftrag nicht annehmen", so Wansleben.

"Zahlen nicht für eine Mauer"

Die Regierung Mexikos hat klargemacht, dass sie die Kosten für das protektionistische Bollwerk nicht übernehmen wird, wie es Trump unter dem Jubel seiner Anhänger immer wieder angekündigt hat. "Es fällt uns nicht ein, für eine Mauer zu zahlen", ließ Außenministerin Claudia Ruiz Massieu den künftigen US-Präsidenten wissen.

Von Joanna Zuckerman Bernstein und Christine Murray/Reuters