Österreich ist noch eine heile Welt, was die Nutzung von Bargeld betrifft. 150 bargeldlose Zahlungen pro Kopf wurden 2016 in Österreich getätigt - in skandinavischen Ländern sind es drei Mal so viele.

In Österreich nehmen viele Geschäfte noch keine Kartenzahlungen an. Zugleich gibt es überdurchschnittlich viele Bankomaten, in der Regel ist die Abhebung kostenlos. Damit gibt es eine einfache Versorgung mit Bargeld, skizziert BCG-Partner Lukas Haider die Gründe, warum sich in Österreich bargeldlose Transfers nur langsam durchsetzen. In Norwegen oder Schweden gibt es inzwischen schon Geschäfte, die Bargeld ablehnen. Diese Länder sind unterwegs zu einer bargeldlosen Gesellschaft. Das funktioniere ganz ohne politischen Druck oder Eingriffe von oben.

Dabei ist Bargeld für den Einzelhandel sogar billiger als bargeldlose Zahlungen. Barzahlung kostet die Geschäfte weniger als ein Prozent des Verkaufspreises, Kartenzahlungen kosten die Einzelhändler hingegen ein bis drei Prozent, so Haider.

Banken in Österreich sollten sich aber keinesfalls auf die langsamere Umstellung in Österreich verlassen oder gar auf der aktuellen Situation ausruhen. Im Gegenteil: Sie stehen mächtig unter Druck. 9000 "Fintechs" hat BCG weltweit gezählt, 100 Milliarden Dollar Kapital haben diese bisher aufgebracht. Dazu kommen die "digitalen Giganten" wie Google, Amazon, Apple oder Facebook, die ebenfalls mit Zahlungssystemen experimentieren.

Bargeldlose Gesellschaft?

Auf die Frage, ob es künftig bargeldlose Gesellschaften geben wird, gibt die Studie keine Antwort. Haider sagt, dass Bargeld "gedruckte Freiheit" ist. Angesicht der Emotionen und der kulturellen Bedeutung, die mit Bargeld verbunden sind, "habe ich persönlich Schwierigkeiten, mir eine gänzlich bargeldlose Gesellschaft vorzustellen". Letztlich werde es um eine Interessenabwägung der Menschen gehen: Ob die Einfachheit und Verfügbarkeit bargeldloser Überweisungen überwiegt, oder der Wunsch nach Diskretion, der Ungebundenheit und dem Vermeiden digitaler Footprints. Deutlich sichtbar sei aber ein "dramatischer" Rückgang der Zahlungen mit Bargeld.