Die zahlreichen Streichungen bei der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin wirken sich auch auf die österreichische Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) aus. Diese hat derzeit fünf Air-Berlin-Flugzeuge samt Besatzung geleast. "Wir mussten einige Flüge streichen", sagte AUA-Sprecher Wilhelm Baldia Dienstagnachmittag zur APA. "Die Mehrheit der Flüge konnten wir durchführen."

Nach dem Ausfall dutzender Air-Berlin-Flüge durch die Krankmeldung zahlreicher Piloten hat die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) indes an die Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft appelliert, den Betrieb der insolventen Airline sicherzustellen.

Es sei "extrem wichtig, dass der Flugbetrieb weiter läuft", sagte Cockpit-Sprecher Markus Wahl am Dienstag in Frankfurt am Main. Ansonsten sei ein Lösungsweg am Verhandlungstisch "unmöglich".

Es müsse vermieden werden, dass die Flugzeuge von Air Berlin am Boden bleiben, sagte Wahl. Zugleich signalisierte der Gewerkschafter Verständnis für die Betroffenen - bei vielen herrsche "Angst und Verzweiflung". Diese müsse aber in "geordnete Bahnen" zu Verhandlungen über einen geordneten Übergang der Beschäftigten gelenkt werden.

100 von 750 Flügen abgesagt

Wegen Krankmeldungen zahlreicher Piloten hat Air Berlin am Dienstag 100 der geplanten 750 Flüge abgesagt. Betroffen davon sind 8000 Passagiere. Grund für die Ausfälle seien "außergewöhnlich viele Krankmeldungen im Cockpit": rund 200 der 1500 Piloten fielen am Dienstag aus. Betroffen sind auch jeweils zwei Flüge zwischen Wien und Düsseldorf bzw. Berlin.

Betroffene Fluggäste rief die Airline auf ihrer Internetseite auf, nicht zum Flughafen zu kommen und sich stattdessen an die Hotline zu wenden und den Status ihres Fluges unter "www.airberlin.com/fluginfo" zu prüfen. Entstandene Mehrkosten könnten später geltend gemacht werden. Die insolvente Airline kostet der heutige Tag einige Millionen Euro.

Am Flughafen Berlin-Tegel fielen laut den online genannten Abflügen knapp 20 Flüge aus, etwa ebenso viele waren es am Flughafen Düsseldorf.

"Piloten-Revolte"

Die "Bild"-Zeitung berichtete in ihrer Online-Ausgabe, am Dienstagmorgen seien bereits 70 Flüge ausgefallen und 7000 Passagiere betroffen. Hintergrund sei eine "Piloten-Revolte", weil der Zeitung zufolge am Montag die Verhandlungen zum Übergang von 1200 Air-Berlin-Piloten auf den potenziellen neuen Käufer von der Geschäftsführung abgebrochen wurden.

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Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) befürchtet, dass der Langstreckenbetrieb der Air Berlin komplett eingestellt werden könnte. Hintergrund könnte laut VC-Präsident Ilja Schulz sein, dass man insbesondere die gut bezahlten Langstreckenpiloten loswerden wolle, bevor es zu einer Übergabe von Betriebsteilen komme. "Die könnte der Insolvenzverwalter bei einer Einstellung der Langstrecke sofort entlassen wollen. Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht. Das ist ein Skandal, den wir uns so nicht bieten lassen."

Die verlustreiche Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, nachdem ihre arabische Großaktionärin Etihad die Zahlungen an die Berliner eingestellt hatte. Noch bis zum 15. September können Kaufangebote für die Fluggesellschaft abgegeben werden.