Spekulationen auf rasche Zinserhöhungen in den USA haben den Euro am Donnerstag auf ein 14-Jahres-Tief zum Dollar gedrückt. Da ein schwächerer Euro Waren europäischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger macht, stieg der Dax um bis zu 0,8 Prozent auf 11.336,67 Punkte, den höchsten Stand seit etwa einem Jahr. Der EuroStoxx50 gewann 0,6 Prozent auf 3.231 Zähler. In Wien lag der ATX mit 2.607 Punkten um 0,42 Prozent über dem Vortagesschluss.

Thanos Bardas, leitender Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter Neuberger Berman, bezeichnete die Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte durch die Notenbank Fed als "unbeschwerte Erhöhung". "Sie spiegelt den Beginn des Aufschwungs in den USA wider." Für 2017 signalisierte die Fed drei weitere Schritte - einen mehr als bisher erwartet. Börsianer ließen sich davon aber nicht beirren. "Ich bezweifle, dass die Fed die Zinsen nächstes Jahr wirklich drei Mal anheben kann", sagte Daisuke Karakama, Chef-Marktanalyst der Mizuho Bank. Im laufenden Jahr habe sie schließlich statt der geplanten vier Mal nur ein Mal gehandelt.

Euro zuletzt 2020 unter einem US-Dollar

Der Euro verbilligte sich auf bei zu 1,0406 Dollar und lag damit etwa zweieinhalb US-Cent unter dem Niveau unmittelbar vor der US-Zinsentscheidung vom Mittwochabend. Wenn die Gemeinschaftswährung auf diesem Niveau aus dem Handel gehe, sei das nächste Ziel die Parität, prognostizierte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Der Euro hat zuletzt 2002 weniger als einen US-Dollar gekostet.

Wegen der Aussicht auf steigende Zinsen warfen Investoren bereits gehandelte, niedrig verzinste US-Bonds aus ihren Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 2,641 Prozent. Dieser Entwicklung konnten sich die vergleichbaren Bundesanleihen nicht entziehen. Sie rentierten bei 0,365 Prozent nach 0,306 Prozent am Mittwoch.

Dies seien keine guten Nachrichten für Schwellenländer, betonte Anthony Doyle, Anleihe-Experte beim Vermögensverwalter M&G. "Sobald Anlagen in den USA wieder attraktiver werden, könnten Anleger weltweit ihr dortiges Engagement überdenken. Allerdings haben die Regierungen vieler Schwellenländer große Anstrengungen unternommen, um ihre Märkte von Kapitalabflüssen unabhängiger zu machen."

Weitere Anhebungen erwartet

In Mexiko erwarteten Börsianer als Reaktion auf die Fed ebenfalls eine Zinserhöhung. Die dortige Währung war in den vergangenen Monaten unter die Räder geraten, weil der künftige US-Präsident Donald Trump wiederholt Front gegen Billig-Importe aus dem Nachbarland gemacht hatte. Am Donnerstag blieb der Dollar mit 20,583 Peso auf Tuchfühlung mit seinem Rekordhoch.

Am Aktienmarkt deckten sich Investoren vor allem mit Finanzwerten ein, die zu den Profiteuren steigender Zinsen zählen. Der europäische Banken-Index gewann 1,6 Prozent. Sein italienische Pendant stieg sogar um 2,2 Prozent. Investoren seien erleichtert, dass die neue Regierung ihre Arbeit aufnehm en könne. Außerdem will der Staat Insidern zufolge seinen kriselnden Geldhäusern mit bis zu 15 Mrd. Euro unter die Arme greifen. Immobilienwerte litten unter Spekulationen auf steigende Hypothekenzinsen.