Dass man auch von der „Provinz“ aus international erfolgreich sein kann, bewies erst unlängst das Klagenfurter Architektenpaar Roland Winkler und Klaudia Ruck, das sich beim Wettbewerb für die Neugestaltung des Wien Museums gegen 273 Mitbewerber aus 26 Ländern durchsetzen konnte. „Es ist sicher schön, in Kärnten zu arbeiten, schon wegen der dortigen Lebensqualität, aber für manche Auftraggeber ist es doch von Vorteil, wenn man in Wien sein Büro hat“, erzählt Johannes Kraut, einer von zahlreichen Architekten aus Kärnten, die sich – anders als Winkler und Ruck – für die Bundeshauptstadt als Lebens- und Arbeitsmittelpunkt entschieden haben.
Gemeinsam mit Richard Smertnik, einem Freund aus Völkermarkter Gymnasialtagen, hat sich der 47-jährige Wasserhofener vor neun Jahren selbstständig gemacht. Zuvor waren die beiden als Assistenten im Atelier von Kiki Kogelnik tätig, von der sie vor allem eines lernten: „Fleiß und tägliches Arbeiten.“ „Wir scheuen auch heute vor keiner Aufgabe zurück, ob das nun ein Restaurant oder ein Fitnessstudio ist. Vor Kurzem haben wir eine 200-Quadratmeter-Trafik mit begehbarem Humidor und Raucherlounge gemacht“, erzählt Kraut, der mit seinem 14-köpfigen Team vor allem auf Retailshopdesign, Firmenauftritte und die Gestaltung von hochwertigen Handelsimmobilien spezialisiert ist. Zu den mittlerweile treuen Kunden des Architekturbüros zählen die Österreichische Post, Adeg, Hutchinson, Kika, Libro oder Bipa. Für Vöslauer baute man zuletzt das Headquarter Office, dem Atterseehaus in der Wiener Mariahilferstraße verpasste man eine neue Fassade und dem Römersteinbruch im burgenländischen St. Margarethen ein neues Festspiel-Restaurant. Auch Bushäuschen oder solarbetriebene Werbetafeln gehörten zu den Planungsaufgaben der beiden Kärntner, die beruflich „zwischen Ibiza und Weißrussland“ unterwegs sind.

Trotz ihrer prägenden Lehrjahre bei Pop-Art-Legende Kiki Kogelnik verstehen sich die beiden keineswegs als Künstler. „Da bin ich eher allergisch, wenn ein Architekt sagt, er sei ein Künstler“, meint Kraut, der vor allem Kollegen schätzt, die auf eine persönliche Handschrift zugunsten einer individuellen und ortsspezifischen Gestaltung verzichten. Vorbilder sind in dieser Hinsicht Herzog & de Meuron, die Planer der Hamburger Elbphilharmonie, oder der Brite John Pawson, dessen Minimalismus sich auch in manchen eigenen Bauten widerspiegelt, etwa im reduzierten Interieur der Wiener Galerie „Bäckerstraße4“.

Hin und wieder verschlägt es Richard Smertnik und Johannes Kraut auch nach Kärnten, etwa nach Rosegg, wo die beiden gerade eine nostalgiebeladene Autobahnraststätte im Stil der amerikanischen 1960er entstehen lassen. Geplante Eröffnung des schicken Rondeaus: Frühjahr 2018.
Dass der Ruf der Heimat nicht ganz so selten ertönt, wie man meinen möchte, hat jüngst auch der Villacher Richard Klinger erfahren dürfen, der mit seinem Wiener Büro „Architects.Collective“ das Klinikum plante und derzeit eine große Wohnanlage an der Pischeldorfer Straße in Klagenfurt vollendet.

Sollen an der Neuen Donau entstehen: die Danube Flats
Sollen an der Neuen Donau entstehen: die Danube Flats © APA/PROJECT A01 ARCHITECTS


Eines der größten Bauprojekte von Kärntner Hand soll demnächst an der Neuen Donau in Wien entstehen. Die Millstätterin Maria Planegger-Soravia gewann mit ihrem Team (project A.01) den Wettbewerb für die sogenannten „Danube Flats“, einen 150 Meter hohen Wohnturm, der mit einem weiteren Terrassenhaus rund 500 Wohneinheiten fassen soll.