Höher, schneller, weiter, größer, schwerer, komplexer – nicht ohne Grund gelten Schwer- und Sondertransporte als eine Königsdisziplin der Logistik. Die Frage, wie man ein Produkt von A nach B bringt, wird in dieser Transport-Disziplin von besonders akribischer, teilweise sogar jahrelanger Planungsarbeit begleitet. Wenn es um Herausforderungen geht, etwa wie ein 1000-Tonnen-Gigant über teils enge Forststraßen mit noch engeren Kurvenradien auf mehr als 1600 Meter Seehöhe kommt, sind sie gefragt: die Logistiker des Kran- und Transportspezialisten Prangl. Im Vorjahr feierte das Unternehmen eine besondere Premiere: Mit dem „PTK 1000“ wurde der weltweit leistungsstärkste straßentaugliche Teleskop-Kran „in Dienst gestellt“. Die erste Ausfahrt führte den neunachsigen Riesen auf die steirische Pretulalpe, wo die Bundesforste – verteilt über die Gemeindegebiete Langenwang, Mürzzuschlag, Ratten und Rettenegg – für knapp 50 Millionen Euro einen Windpark errichteten.

Präzise Planungen, akribische Vorbereitung

14 Windräder, Rotordurchmesser von 82 Metern, Anfahrtssteigungen von bis zu 18 Prozent – das sind einige der Zutaten dieses Extremprojekts. Die Premiere ist geglückt.
Bei einem so großen Projekt sei es wichtig, dass alle Logistikkomponenten aus einer Hand kommen, führt Andreas Schneider, Leiter der Prangl-Projektabteilung, aus. Der komplette Straßentransport aller Teile wurde ebenso von Prangl durchgeführt wie auch die gesamte Zwischenlagerung vor Ort.

© Prangl


Jochen Schmidt, Leiter des Bereichs Sondertransporte, betont, „dass logistisch jedes Jahr noch mehr möglich wird. Wir müssen hier auf die Anforderungen unserer Kunden reagieren können.“ Es gebe einen klaren Trend, dass die transportierten Teile noch größer und noch schwerer werden. „Was vor einigen Jahren undenkbar schien, ist heute normal“, so Schmidt. Neben den technischen Weiterentwicklungen hängt das auch mit den präzisen Planungen und den Hightech-Evaluierungen von Strecken zusammen.

© Prangl

„Die gesamten Routen werden bereits im Vorfeld mehrmals ganz genau geprüft und simuliert.“ Von den monströsen, fast 21 Meter langen Teleskopkränen „PTK 1000“, bei denen alle neun Achsen separat gelenkt werden können und deren maximale Systemlänge bei kaum mehr fassbaren 163,3 Metern liegt, sind europaweit gerade einmal knapp zehn Stück im Einsatz. „Für uns ist das ein Alleinstellungsmerkmal“, betont Schmidt. Das Gerät wurde speziell für große Bauvorhaben wie eben Windkraftanlagen, aber auch Industrieanlagen oder Hochhausprojekte entwickelt.

Zweistelliger Millionenbetrag

Und was kostet so ein Riese? „Eine genaue Zahl wollen wir nicht nennen, es geht aber in den zweistelligen Millionenbereich. Die Nachfrage ist aber sehr groß, der Kran ist laufend im Einsatz.“
Eine eigene, von Prangl federführende mitentwickelte Flügel-Transportvorrichtung sorgt dafür, dass die langen Rotorblätter beim Transport angehoben werden können, um so die engen Kurvenradien passieren zu können. Eingriffe in die Natur können so auf ein Minimum reduziert werden, so Schmidt.

© Prangl

Auch für das erfahrene Team von Prangl gebe es noch Aufträge, „bei denen man im ersten Moment denkt, das ist ja ein Wahnsinn“. Unlängst absolvierte man beispielsweise in Ungarn einen Transport einer acht Meter breiten Komponente. Die Breite der Fahrspur: 3,5 Meter. „Das ist dann schon extrem, wirklich extrem.“ Letztlich habe aber die „intensive und sehr, sehr gute Vorbereitung für eine perfekte Abwicklung des Projekts gesorgt“, so Schmidt. „Wenn man dann sieht, dass es klappt, wird’s beim nächsten Mal schon fast wieder Routine.“