So war das alles nicht geplant. Eigentlich wollte Roland Fink rund um die Jahrtausendwende seinen Kunden nur erklären, wie E-Commerce funktioniert. Zwecks besserer Veranschaulichung eröffnete er selbst einen kleinen Onlineshop, der – auf Anraten seines Bruders – Nahrungsergänzungsmittel für Sportler über das Internet anbot. Die bestellten Produkte wurden im Keller von Finks Schwiegermutter in Bad Gleichenberg verpackt und versandt. Die Türe in diese Geschäftswelt war damit aufgestoßen.

Eine Welt rasanten Wachstums. Im ersten Jahr (2005) machte Fink rund 35.000 Euro Umsatz, schon im Folgejahr konnte er diesen Wert verdoppeln. Vergangenes Jahr bilanzierte er mit zehn Millionen Euro Jahresumsatz, für heuer peilt er 15 Millionen Euro an. „Wachstum macht Spaß“, sagt der gebürtige Riegersburger.

Aus einem Shop sind unter dem Dach der 2010 gegründeten „niceshops“-Gruppe mittlerweile 17 Onlineportale geworden – vom Radzubehör über Diättrinkpulver bis zur Lederhose, von biologischen Kosmetika über Swimmingpool- bis zu Holzkamin-Utensilien: Was die bunte Produktpalette eint, ist ihre Beheimatung in Angebotsnischen, die neben Amazon, Zalando & Co. noch offen sind.

400.000 Pakete pro Jahr

„Wir sind spezialisiert auf Kleinteillogistik“, sagt Fink. Der durchschnittliche Bestellwert liegt bei 50 Euro. Ein selbst entwickeltes Vertriebssystem garantiert die in dieser Branche wettbewerbsentscheidende Geschwindigkeit. Via iPads werden die Mitarbeiter wegstreckenoptimiert durch die 1500 Quadratmeter große Warenlagerhalle in Feldbach navigiert und arbeiten bis zu zehn Bestellungen gleichzeitig ab. 350 Produkte verlassen so pro Stunde die Regale und werden verpackt. Bei Zalando sind es nur 270. Wer bis 12 Uhr bestellt, bekommt die Ware am nächsten Tag in der Früh geliefert – über regionale Vertriebspartner auch in die Nachbarländer.

Bis zu 400.000 Pakete pro Jahr verlassen so die Lagerhalle in der Oststeiermark, bestellt von mehr als 300.000 Kunden weltweit. Retouren sind kostenlos, kommen aber so gut wie nie vor. „Es braucht gute Produktqualität und gute Beschreibungen – und man darf beim Verschicken keine Fehler machen“, skizziert Fink sein Erfolgsrezept im Kundenkontakt.

Betriebsintern setzt er auf ein familienfreundliches Klima: Flexible Arbeitszeitmodelle, 1000 Euro Zuschuss pro Jahr für die Kinderbetreuung, kostenloses Mittagessen – „wir finden immer eine Lösung“, sagt Fink. 60 Mitarbeiter beschäftigt er aktuell, 30 neue würde er heuer noch gerne aufnehmen. Der Expansionskurs geht nämlich weiter. „Skandinavien ist ein hochinteressanter Markt“, sagt Fink, auch die USA, China und Japan sind ein Thema. Dafür wird auch in der Heimat investiert. Derzeit ist Fink im Bezirk Feldbach auf Grundstückssuche für ein neues Logistikzentrum.