Ihre Dexia Bank und die anderen Heta-Gläubiger sind jetzt mit 90 Prozent bedient. Zufrieden?
FRIEDRICH MUNSBERG: Es bleibt ein schaler Beigeschmack. Wir können nicht zufrieden sein, denn wir kauften mündelsichere Papiere, verbürgt von einem Bundesland. Wir hatten fest damit gerechnet, dass die Papiere mit Zinsen pünktlich und voll bedient werden. Das ist nicht passiert.

Das erste Angebot mit 83 Prozent haben Sie ja brüsk abgelehnt. Was ließ Sie nun einlenken?
MUNSBERG: Irgendwo ist eine Grenze, wo es gerade noch vertretbar ist, ein Angebot anzunehmen. Die war mit 90 Prozent erreicht angesichts der Alternative. Da wir direkte Ansprüche gegen Österreich rechtlich nur schwierig und nicht unmittelbar herleiten konnten, war die Alternative die rechtliche Auseinandersetzung mit Kärnten. Das dauert Jahre und kostet einen Haufen Geld mit riesen Unsicherheit. Für uns war der 1. März 2015, als das Moratorium verhängt wurde, ein Schock. Seitdem verbringen wir unheimlich viel Zeit mit diesem Thema. Einmal ermüdet man und sagt: Lass uns versuchen, so es akzeptabel ist, dieses Thema gütlich zu beenden. Und das haben wir mit diesem Schritt gemacht.

Der zweite Schock im Mai 2016, als die FMA den Schuldenschnitt machte, hat nachgeholfen?
MUNSBERG: Ja, richtig.

Es hat Sie unter Druck gesetzt.
MUNSBERG: Nein, das war erwartet worden. Der größere Schock war das Moratorium, weil wir nicht damit gerechnet haben, dass ein Schuldenmoratorium verhängt wird für Schulden, für die ein Bundesland haftet.

Zuerst hatten Sie mokiert, es sei eine Frage des Anstands, dass man 100 Prozent zurückzahlt. Jetzt ist mit 90 Prozent der Anstand der Republik und Kärntens gewahrt?
MUNSBERG: Ja, gerade Österreich hat sich anständig verhalten, weil die Republik nicht in einer direkten Verpflichtung war, aber Verantwortung hat, dass das Land keinen weiteren Schaden nimmt. Schön ist es trotzdem nicht und wird auch nicht ohne Konsequenzen bleiben. Mit Kärnten hat erstmals, seit es moderne Kapitalmärkte gibt, eine staatliche Gebietskörperschaft der zweiten Ebene – Bundesland oder Region – seine Verbindlichkeiten nicht voll erfüllt. Das ist ein Präzedenzfall. Aber in einer gütlichen Einigung. Das ist ein Unterschied im Vergleich zu „Ich melde Konkurs an und zahle einfach nicht“. Aber ein Stirnrunzeln bleibt. Es ist keine Zierde für den Finanzplatz Österreich und für Kärnten.

Sie und andere werden auch weniger sorglos sein, bei so hohen Haftungen noch Geld zu borgen?
MUNSBERG: Das ist eine allgemeine Lehre für Investoren. Diese relative Sorglosigkeit und das Vertrauen in staatliche Bürgschaften ist nicht mehr so unmittelbar gegeben, wie vor der Finanzkrise.

Dexia hat 395 Millionen Forderung an die Heta zu 50 Prozent abgeschrieben, jetzt können Sie wieder aufwerten. Da schaut noch ein sattes Bilanzgeld für Sie heraus.
MUNSBERG: Man sagt so, es sei ein tolles Geschäft, ist es aber nicht. Es bleiben zehn Prozent plus Zinsen, die wir nicht zurückkriegen. Und man darf nicht die Tränen vergessen, die geflossen sind, als man abschreiben musste. Das hat uns alle massiv belastet.

Tränen?? Massiv belastet ist nun Kärnten. Sie wollten es bei einer Einigung als Urlauber besuchen.
MUNSBERG: Ja, das habe ich vor. Es gab Phasen, da hätte ich mich gar nicht nach Kärnten getraut. Ich habe Drohmails bekommen.

Im Ernst, von wem?
MUNSBERG: Möchte ich nicht sagen. Ist auch egal. Ich höre immer, wie wunderschön Kärnten sein soll. Mich freut die Lösung für Kärnten, die schmerzlich ist, aber den Weg frei macht für eine Perspektive. Sodass man hier sagen kann: Es wird auf Jahre abzustottern sein, aber wir können den Blick auf die Zukunft richten und sind den Mühlstein um den Hals los. Insofern ist es auch ein positiver Tag für Kärnten.

Ihre Dexia Bank wird, obwohl sie Zig-Millionen zurückbekommt, heuer weiter im Minus bleiben?
MUNSBERG: Dazu darf ich kapitalmarktrechtlich nichts sagen.