Im November 2017 ist die Privatkonkursreform in Kraft getreten. Sie soll es Menschen in finanzieller Notlage erleichtern, ein Entschuldungsverfahren zu beantragen. Die wesentlichen Änderungen der "Privatkonkursnovelle" haben das Abschöpfungsverfahren betroffen, das von 7 auf 5 Jahre verkürzt wurde, und in dem außerdem die Mindestquote von zehn Prozent beseitigt wurde. Nach sechs Monaten neuer Rechtslage gibt der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) jetzt einen ersten Erfahrungsbericht.

In erster Linie nehmen einkommensschwache Schuldner mit relativ geringen Verbindlichkeiten und ehemalige Unternehmer mit besonders hohen Verbindlichkeiten aus der früheren Selbstständigkeit die neuen Privatkonkursregeln in Anspruch. Die Reform brachte den Entfall der zehnprozentigen Mindestquote, eine Gratisentschuldung gibt es aber nicht. Fast alle Schuldner mit nicht pfändbarem Einkommen bieten demnach Zahlungspläne mit Quoten an, so der AKV. Die rund 20 Prozent schwere bisherige durchschnittliche Zahlungsplanquote werde nach der Insolvenzrechtsänderung aber "mit Sicherheit künftig nicht mehr erreicht".

In der Steiermark ist die Zahl der eröffneten Privatinsolvenzen laut Alpenländischem Kreditorenverband von November 2017 bis April 2018 im Vergleich zum Zeitraum November 2016 bis April 2017 von 201 Verfahren um 58,8 Prozent auf 451 Verfahren gestiegen. Den größten Zuwachs an Privatinsolvenzen gab es im Burgenland mit 218,18 Prozent, den geringsten in Salzburg mit 31,13 Prozent. Österreichweit beträgt das Plus bei den Privatinsolvenzen 58 Prozent. Eine Steigerung von 3298 auf 5211 Verfahren. Wöchentlich werden 200 Privatkonkurse eröffnet.

Gesamtpassiva: 474 Millionen Euro

Alleine in den ersten vier Monaten heuer betrugen die Gesamtpassiva der eröffneten Privatkonkurse knapp 474 Millionen Euro, so der AKV. Die durchschnittlichen Verbindlichkeiten haben sich von zuletzt knapp 110.000 auf nun knapp 130.000 Euro gesteigert. "Vor allem die Privatkonkurse von Ex-Unternehmern mit Millionenverbindlichkeiten führten zu einer beträchtlichen Erhöhung der Gesamtpassiva um 40 Prozent."

Die größten Privatinsolvenzen

Die größte Privatinsolvenz des Jahres 2018 bisher ist jene eines Kärntner Ex-Unternehmers mit 14,9 Millionen Euro gewesen. Die Privatinsolvenz des vormaligen SK-Sturm Präsidenten Hannes Kartnig mit Passiva von rund 8,8 Millionen Euro ist heuer österreichweit nur die viertgrößte Privatinsolvenz.