Der neue Volkswagen-Vorstandschef, der Österreicher Herbert Diess, will mit dem tiefgreifenden Umbau der Konzernstruktur Entscheidungen des riesigen Autobauers beschleunigen. Viele Fragen etwa zum Produktportfolio könnten im Volumenmarkt zwischen den Marken geklärt werden - ohne die Konzernebene, sagte Diess am Freitag in Wolfsburg. "

Wir gehen davon aus, dass wir schneller werden." Er betonte aber, es gehe um Weiterentwicklung, "keine Revolution".

Der Aufsichtsrat hatte die Gliederung des Volkswagen-Konzerns in sechs operative Einheiten und die Region China beschlossen. Dies sind die einzelnen Markengruppen "Volumen" (VW, Skoda, Seat und Volkswagen Nutzfahrzeuge), "Premium" (Audi) und "Super Premium" (Porsche, Bentley, Bugatti und Lamborghini). Für die Nutzfahrzeug-Einheit Truck & Bus sollen die Voraussetzungen eines Börsengangs geschaffen werden. Dazu kommen die Einheiten Beschaffung und Komponente sowie Finanzdienstleistungen.

Der Abgasskandal ist für Volkswagen nach eigener Einschätzung noch lange nicht ausgestanden. Der Konzern habe durch die Dieselkrise "viel Vertrauen verloren" und es bleibe eine Aufgabe für die kommenden Jahre, dieses Vertrauen wieder herzustellen, sagte Diess. "Das wird eine lange Aufgabe und ein langer Weg sein."

Fehler in Zukunft vermeiden

Die "Wirtschaftswoche" zitierte zudem aus einem Brief von Diess an die Belegschaft, in dem der Konzernchef schreibt, dass die Dieselkrise "noch für lange Zeit mit Volkswagen verbunden" bleiben werde. "Nur wenn wir die Aufarbeitung ernsthaft und tiefgreifend vorantreiben, können wir daraus lernen, ähnliche Fehler in Zukunft zu vermeiden."

Volkswagen habe seit Herbst 2015 die "größte Krise der Unternehmensgeschichte bewältigen" müssen, sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, ein gebürtiger Österreicher, an der Seite des neuen VW-Chefs in Wolfsburg. Aus der Dieselkrise gehe der Konzern aber "gestärkt" hervor. Volkswagen hatte im Herbst 2015 zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Dieselfahrzeugen unterschiedlicher Marken eine Software zur Manipulation von Abgaswerten eingebaut zu haben.

Die Fahrzeuge seien "in Ordnung gebracht" und durch Software-Updates seien die Stickoxid-Emissionen merklich gesenkt worden, sagte Diess. Zugleich sprach sich der Konzernchef erneut gegen Hardware-Nachrüstungen aus, wie sie von Teilen der Politik gefordert werden. Diese seien "aufwendig" und machten "wenig Sinn". Es gebe effizientere und schnellere Maßnahmen, um die Luft in belasteten Städten zu verbessern.

Die Leitung der Kernmarke VW Pkw übernimmt Diess in Personalunion. Dabei werde er von einem "Chief Operating Officer" (COO) unterstützt, der das Tagesgeschäft verantworte, sagte Pötsch am Freitag. Dieser Posten müsse so schnell wie möglich besetzt werden. Pötsch dankte dem bisherigen Konzernchef Matthias Müller für seinen Einsatz, der den Konzern "mit Bravour" durch eine schwierige Phase gesteuert habe.