In der Nordsee, vor der deutschen Küste, aber auch rund um England drehen sich Hunderte riesige Windräder. Viele dieser Giganten in den Meereswindparks sind mit Windkraftkupplungen der Firma Geislinger ausgestattet. Gefertigt werden sie am Standort des Unternehmens in Bad St. Leonhard im Lavanttal. Hier arbeiten 500 der rund 700 Mitarbeiter der Firma, die den Hauptsitz in Salzburg hat.

Die Windkraftkupplungen sind das neueste Produkt – von Geislinger entwickelt und gefertigt, erzählt Werksleiter Josef Tinzl. Sie kommen auf den weltweit größten Windturbinen mit einer Leistung von bis zu neun Megawatt zum Einsatz. „Sie sind leicht aufzubauen und unempfindlich gegenüber Umwelteinflüssen wie beispielsweise Kälte, Wasser und Salz. Außerdem sind sie wartungsfrei, was bei Offshore-Windanlagen eine wesentliche Rolle spielt“, sagt Tinzl.

Josef Tinzl leitet das Werk in Bad St. Leonhard
Josef Tinzl leitet das Werk in Bad St. Leonhard © Markus Traussnig

Die Produktion von Windkraftkupplungen ist ein stark wachsendes Segment. Geislinger ist exklusiver Partner von MHI Vestas Offshore Wind, dem Weltmarktführer in dem Bereich. Allein für 2018 rechnet Tinzl mit einem Plus von 50 Prozent in der Produktion von Windkraftkupplungen. 125 dieser Kupplungen mit einem Durchmesser von 2,80 Metern sollen heuer produziert und ausgeliefert werden.

Eine Assoziation zum Thema Schwingung liefert auch das Firmenlogo von Geislinger – eine Welle. Das Hauptgeschäft des Unternehmens sind sogenannte Drehschwingungsdämpfer und Kupplungen für Großmotoren, die zum Beispiel in Schiffsantrieben eingesetzt werden. Die Dämpfer sitzen direkt auf der Kurbelwelle der Motoren. Geislinger beliefert alle großen Motorenbauer wie MTU Friedrichshafen, Wärtsilä, Hyundai und MAN mit seinen Produkten. Wichtige Exportmärkte sind Deutschland und Korea. Generell, so Tinzl, sei Asien ein wichtiger Markt. Denn dort seien die weltgrößten Schiffsbauer zu Hause.

Gefertigt werden die Teile von klein bis sehr groß in den Produktionshallen in Bad St. Leonhard auf rund 21.000 Quadratmetern. Das Thema Digitalisierung zieht sich hier durch alle Arbeitsbereiche. Arbeitsvorgänge und Zeichnungen werden vom Bildschirm abgelesen, Papier gibt es nicht mehr. Viele der großen Maschinen werden von weiblichen Mitarbeitern bedient. In der Werkstatt, wo die Werkzeuge eingestellt werden, die dann auf die Maschinen gebracht werden, steht Maria Brandner bei einem großen Fräskopf. Sie war schon immer technisch interessiert, sagt sie, und hat bei Geislinger gelernt.

Die Lehrlinge Lisa Maria Golob und Martina Wilding
Die Lehrlinge Lisa Maria Golob und Martina Wilding © Markus Traussnig

Und auch unter den aktuell 55 Lehrlingen sind viele junge Frauen. Lisa Maria Golob und Martina Wilding beispielsweise machen die Ausbildung zur Zerspanungstechnikerin und lernen, wie man eine CNC-Maschine bedient. „Die Arbeit im Büro ist nichts für mich. Ich hab’ bei Geislinger geschnuppert und die Tätigkeit hat mir sehr gut gefallen“, erzählt Wilding. Überhaupt verfügt die Lavanttaler Firma über ein eigenes Lehrlingsausbildungsprogramm. Ein wesentlicher Hintergrund ist der, dass man sich die Fachkräfte vom Zerspanungstechniker über Kunststoffformgeber, Mechatroniker und IT-Informatiker selbst ausbildet und so dem Fachkräftemangel, der auch bei Geislinger ein Thema ist, entgegenwirken will.

Investiert wurde in den vergangenen Jahren am Standort in Bad St. Leonhard auch kräftig. 2015 wurde eine zusätzliche Produktionshalle in Betrieb genommen, weil in den bestehenden kein Platz mehr für neue Maschinen war. Acht Millionen Euro wurden investiert. In der neuen Halle werden unter anderem die Windkraftkupplungen für die Windturbinen
gefertigt und ein weiteres neues Produkt, das unter der Marke Levitas vertrieben wird und einen völlig neuen Markt für Geislinger eröffnen soll – den Sportmarkt. Es handelt sich um sogenannte Hydrofoils, eine Art Tragflügel, der beim Kitesurfen oder Surfen auf der Unterseite des Surfbrettes befestigt ist und dafür sorgen soll, dass es schneller über das Wasser gleitet. Rund sechs Millionen Euro wurden außerdem in den Neubau des Verwaltungsbereiches investiert, der 2016 in Betrieb genommen wurde.