Der Datenskandal bei Facebook hat deutlich größere Dimensionen als bisher angenommen. Insgesamt seien die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern "unzulässig" mit der britischen Datenanalysefirma Cambridge Analytica geteilt worden, teilte der Technologiechef von Facebook, Mike Schroepfer, am Mittwoch mit. Bisher war von rund 50 Millionen betroffenen Nutzern ausgegangen worden.

Die meisten der betroffenen Nutzer lebten in den USA, schrieb Schroepfer in einem Firmen-Blogbeitrag. Die Daten sollen unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump ausgewertet und genutzt worden sein. Behörden in den USA wie in Großbritannien haben deshalb Ermittlungen eingeleitet.

Reformen angekündigt

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich für den Datenmissbrauch entschuldigt und eine Reihe von Reformen in dem Onlinenetzwerk angekündigt. In einem Interview sagte er aber auch, es werde "einige Jahre" brauchen, um die Probleme mit dem Schutz von Nutzerdaten zu beheben.

Am Mittwoch kommender Woche will Zuckerberg im US-Kongress zu dem Skandal aussagen. Zuckerberg werde dann vom Handelsausschuss des Repräsentantenhauses angehört, teilten Mitglieder des Gremiums am Mittwoch in Washington mit.

Die Neuerungen sollen nach Angaben von Schroepfer am Montag installiert sein. Die User sollten dann auch in die Lage versetzt werden, Apps zu beseitigen, die sie nicht mehr wollten. Sie würden außerdem darüber in Kenntnis gesetzt, ob ihre Informationen möglicherweise unerlaubt an Cambridge Analytica gegangen seien.

Die britische Firma hatte die Nutzerdaten mittels einer App mit einem Persönlichkeitstest abgefischt. 270.000 Menschen beteiligten sich an diesem Test. Doch mittels der App erlangte Cambridge Analytica auch Zugriff auf die Daten von Facebook-"Freunden" der Testteilnehmer, was die enorme Zahl der Betroffenen erklärt.

Der Zugriff von Apps auf solche Nutzer, die das Miniprogramm gar nicht selbst heruntergeladen haben, ist seit 2014 bei Facebook nicht mehr möglich. Das Unternehmen räumte jedoch ein, dass Nutzer weiterhin nicht ausreichend gegen missbräuchliche Zugriffe auf ihre Daten geschützt sind.

Zuckerberg machte sogar vor einigen Tagen selber deutlich, dass die jetzt angefassten Neuerungen bei weitem nicht reichten. Es werde "einige Jahre" brauchen, um die Probleme mit dem Schutz von Nutzerdaten zu beheben, sagte er dem US-Nachrichtenportal "Vox". Er wünschte, er könnte alle diese Probleme in drei oder sechs Monaten lösen, doch sei eine "längere Zeitspanne" nötig, sagte er. Facebook werde sich aus "diesem Loch herausgraben", doch werde diese einige Jahre dauern.

Der Skandal berührt den Kern des Geschäftsmodells von Facebook und anderen Branchengrößen wie Google oder Twitter, das auf der massiven Sammlung von Daten über seine Nutzer beruht.