Im Skandal um den Missbrauch der Daten von Millionen Facebook-Nutzerngerät das soziale Netzwerk immer stärker unter Druck. Nachdem bereits mehrere große Unternehmen wie Tesla, SpaceX, Mozilla oder Sonos entweder ihre Seiten gelöscht haben oder Werbedeals gestoppt haben, folgt nun das erste populäre Medium diesem Vorbild: Das Magazin Playboy will seinen Facebook-Auftritt mit mehr als 25 Millionen Fans einstellen, das verkündete Kreativchef Cooper Hefner, Sohn des "Playboy"-Gründers Hugh Hefner auf Twitter. Die deutsche Seite des Magazins war zunächst weiter erreichbar. Die Entwicklungen rund um den Schutz der Nutzer-Daten verfolge man mit großer Sorge und man werde den weiteren Verlauf beobachten, sagte Chefredakteur Florian Boitin in München.

Zusätzlicher Ärger droht von Konsumentenseite. Drei Nutzer verklagten den US-Konzern vor einem Bezirksgericht in Kalifornien wegen Verstößen gegen den Datenschutz bei seiner Messenger-App. Die Beschwerdeführer, die eine Sammelklage anstreben, werfen Facebook vor, Protokolle von Telefonaten und Textnachrichten vorzuhalten.

Gesetzesbruch in Neuseeland

Um das Speichern von Nutzerdaten geht es auch in einem Fall in Neuseeland, der den Datenschutzbeauftragten des Landes veranlasste, den Konzern öffentlich an den Pranger zu stellen und zu erklären, Facebook habe das Gesetz gebrochen. Demnach untersagte das US-Unternehmen einem Bürger den Zugriff auf dessen persönliche Informationen, die auf den Konten anderer Nutzer gespeichert waren. Dies widerspreche dem Datenschutzgesetz, teilte der zuständige Landesbeauftragte John Edwards mit. Facebook wiederum erklärte, dass das Unternehmen die Beschwerde geprüft habe, aber noch nicht genügend Details für die Klärung vorlägen.

Zuckerberg vor dem US-Kongress

Unternehmenschef Mark Zuckerberg plant Medienberichten zufolge eine Aussage im US-Kongress. Facebook arbeitete derzeit an einer Strategie für den Auftritt des 33-Jährigen, berichtete der Sender CNN am Dienstag (Ortszeit).

In der "New York Times" hieß es, Zuckerberg werde im April vor dem Energie- und Handelsausschuss des Repräsentantenhauses erscheinen. Der Auftritt würde auf enormen Druck folgen, dem Facebook international ausgesetzt ist. Vom britischen Parlament will sich Zuckerberg hingegen nicht persönlich befragen lassen. Der dortige Ausschuss für Digitalangelegenheiten veröffentlichte den Brief einer Konzernvertreterin, welche stattdessen das Erscheinen anderer Facebook-Vertreter anbot. Der Ausschuss beharrt aber weiter auf der persönlichen Befragung von Zuckerberg.

Einfachere Datenverwaltung

Facebook verkündete am Mittwoch, die Datenverwaltung für Nutzer werde vereinfacht. Hintergrund der seit Monaten vorbereiteten Änderungen ist aber nicht der aktuelle Skandal, sondern die ab Ende Mai geltende EU-Datenschutzgrundverordnung. User könnten künftig einfacher ihre Daten einsehen und löschen, hieß es. Zudem werde es möglich sein, sämtliche Daten und bei Facebook hochgeladene Inhalte in Formaten herunterzuladen, mit denen sie zu einem anderen Dienst verlagert werden können. Insgesamt soll es leichter werden, bisher oft verstreute Datenschutz-Einstellungen an einem Ort zu finden. Außerdem soll künftig jeder Nutzer selbst entscheiden können, welche Werbeanzeigen angezeigt werden.

"Die vergangene Woche hat uns gezeigt, wie viel mehr wir noch daran arbeiten müssen, unsere Regeln durchzusetzen und den Menschen zu helfen, zu verstehen, wie Facebook funktioniert und welche Optionen sie im Umgang mit ihren Daten haben", schrieb die zuständige Facebook-Managerin Erin Egan und schlug damit eine Brücke zur aktuellen Situation.

Vor eineinhalb Wochen war bekanntgeworden, dass sich die dubiose Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica unerlaubt Zugang zu Daten von Millionen Facebook-Profilen verschafft hatte. Bis zu 50 Millionen Nutzer sollen von dem Leck betroffen gewesen sein. Der Konzern war im Zuge des Skandals mächtig ins Schlingern geraten. Der Börsenwert des Unternehmens sank seit Bekanntwerden der Affäre vor eineinhalb Wochen um rund 80 Milliarden Dollar (65 Mrd. Euro).

Distanzierung von Cambridge Analytica

In einem Nebenstrang des Facebook-Datenskandals hat das geheimniskrämerische US-Start-up Palantir eine Zusammenarbeit mit der umstrittenen Cambridge Analytica dementiert. Allerdings habe ein Mitarbeiter auf eigene Faust Kontakte zu dem Unternehmen gehabt, sagte Palantir dem Finanzdienst Bloomberg am Mittwoch. "Wir untersuchen das und werden angemessene Maßnahmen ergreifen", sagte eine Sprecherin.

Eine Verstrickung von Palantir hätte dem Skandal noch etwas an Brisanz hinzugefügt: Großaktionär der Firma ist Milliardär Peter Thiel, ein einsamer Unterstützer von US-Präsident Donald Trump im Silicon Valley. Er war zudem ein früher Geldgeber von Facebook und sitzt im Verwaltungsrat des Online-Netzwerks. Palantir gilt als besonders gut darin, Muster in großen Datenbeständen zu finden. Die Firma, über die öffentlich sehr wenig bekannt ist, arbeitete nicht nur für Behörden wie die US-Ministerien für Verteidigung und Heimatschutz, sondern zum Beispiel auch an der Betrugsverhinderung bei der Bank JPMorgan mit.