Es soll einer der heimischen Exportschlager werden, wenn Österreich heuer im zweiten Halbjahr die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt: Die duale Ausbildung, also jener Paarlauf zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb, der hierzulande als "Lehre" für hoch qualifizierte Fachkräfte sorgt.

"Wir wollen das auf europäischer Ebene noch bekannter machen, weil das auch ein Wettbewerbsvorteil für Europa sein kann", lässt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck im Gespräch mit der Kleinen Zeitung wissen. Gleichzeitig - und trotz groß angelegter Imagepflege von Interessenvertretungen - steigt die Anzahl der Lehrlinge im eigenen Land kaum.

Das hat einerseits mit der Demografie zu tun, andererseits mit einer Statistik, bei der sich in den letzten Jahren nichts getan hat: Vier von zehn jungen Österreichern entscheiden sich für eine Lehre, die Mehrheit aber bleibt mit 15 Jahren den Schulen treu. Was in Summe ein Grund dafür ist, dass rasch wachsende Betriebe hierzulande zunehmend über einen Facharbeitermangel klagen.

Neuer Name für "Kfz-Mechaniker"?

Politisch will man dieser Mangelerscheinung unter anderem mit neuen und überarbeiteten Lehrberufen entgegenwirken. Bereits in den nächsten Monaten wird deswegen die Ausbildung in sieben neuen und sechs überarbeiteten Lehrberufen beginnen. Neben "E-Commerce-Kaufmann/Kauffrau" kommt etwa auch "Glasverfahrenstechnik" neu hinzu. Mit digitalen Inhalten angereichert wurden beispielsweise die Lehrberufe "Chemieverfahrenstechnik" oder "Steinmetz".

"Wir müssen die Lehrberufe schaffen, die die Unternehmen brauchen und die bestehenden Lehrberufe an digitale Herausforderungen anpassen", fasst Margarete Schramböck jene Neuaufstellung zusammen, die bereits als Projekt der Vorgängerregierung ihre Wurzeln schlug.

Der Tirolerin, selbst als A1-Chefin zuletzt in einem digitalen Umfeld beruflich tätig, ist dieser Neustart aber nicht genug. Die Ministerin will weitere Ausbildungen "updaten" und "alle 200 Lehrberufe Schritt für Schritt durchforsten". Zudem sollen neben inhaltlichen Adaptionen auch neue Namen für etablierte Lehrberufe wie "Kfz-Mechaniker" angedacht werden. Nicht zuletzt will Schramböck weitere neue Lehrberufe einführen: "Ich möchte schnell auch ,Coding', ich sage bewusst nicht ,Programmieren', als eigenen Lehrberuf etablieren." Europa müsse hier gesamtheitlich etwas ändern, zu viele Fachkräfte würden in dieser Branche schon heute in die USA abwandern.

Lehre und Matura: "Viel Luft nach oben"

Ein zweites Lehrstellenpaket will sie noch bis Jahresende auf Schiene bringen, dabei soll es um die Ausbildung in der Gastronomie gehen. "Hier spielt die Digitalisierung ebenfalls eine große Rolle - das reicht von digitalen Tools für die Tischbelegungen, Reservierungen, Gutscheine, Einsatzplanung von Mitarbeitern bis hin zu integrierten Kassensystemen."

Viel "Luft nach oben" diagnostiziert Schramböck bei der Verästelung von Lehre und Matura. Auf die Kombination setzen heute neun Prozent der Auszubildenden, "das wollen wir noch steigern, denn diese Absolventen sind in Unternehmen besonders gefragt". "Das Fachkräftethema wird uns weiter begleiten, wir wollen daher im Laufe des Jahres einen Pakt für digitale Bildung schließen - mit den Ländern, den Gemeinden, dem Bildungsministerium und der Wirtschaft", betont Schramböck. "Im Moment gibt es über ganz Österreich verteilt tolle Initiativen, die wir derzeit aber nicht skalieren."