Der vor der Zerschlagung stehende deutsche Energiekonzern Innogy hält an seinem Investitionskurs fest und will den Ausbau erneuerbarer Energien vorantrieben. Zu den Plänen des Großaktionärs RWE und des Konkurrenten E.ON hielt sich Innogy zunächst bedeckt. Man werde dazu "zu gegebener Zeit Stellung nehmen", sagte Vorstandschef Uwe Tigges am Montag bei der Vorlage der Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr.

RWE und E.ON hatten am Sonntag überraschend mitgeteilt, dass sie die Geschäftsfelder von Innogy unter sich aufteilen wollen.

Zerschlagungsplan

E.ON will  in einem ersten Schritt Innogy komplett übernehmen und im Gegenzug den Konkurrenten RWE am eigenen Unternehmen beteiligen. Im Zuge eines komplizierten Geschäfts soll RWE 16,7-Prozent-Prozent-Miteigentümer von E.ON werden. Im Zuge dessen wandern die Kelag-Anteile der RWE-Tochter Innogy direkt an die RWE. E.ON würde das lukrative Netzgeschäft und den Stromvertrieb von Innogy behalten, während die erneuerbaren Energien beider Konzerne unter dem Dach von RWE vereint werden sollen. Das erst zwei Jahre alte Unternehmen Innogy würde damit aufhören zu existieren.

Kelag wieder zur RWE

Die Innogy mit Sitz in Essen ist in Österreich maßgeblich an der Kärntner Kelag beteiligt. Die Innogy, die von RWE an dir Börse gebracht worden war, ist durchgerechnet größter Aktionär der Kelag neben Land Kärnten und Verbund. Mit ihrer Zerschlagung würde die Kelag wieder an die RWE gehen, die ursprünglich an der Kelag zu einem Drittel eingestiegen war.

Börse heißt Plan willkommen

Die Pläne von E.ON und RWE  kommen bei Aktionären gut an. Die Aktien von E.ON schossen im vorbörslichen Handel am Montag zeitweise um mehr als zehn Prozent in die Höhe und waren mit Abstand größter Gewinner im Dax. RWE legten fünf Prozent zu. Die Titel der RWE-Ökostromtochter Innogy gewannen rund zwölf Prozent. "Das Leiden der Innogy Aktionäre hat ein Ende", sagte Portfoliomanager Dennis Etzel vom Vermögensverwalter NFS Capital AG. Das Angebot von 40 Euro je Innogy-Aktie sei vorteilhaft. Seit dem Börsengang habe Innogy seinen Emissionskurs von 36 Euro nicht mehr wiedergesehen. "Was als verlässlicher Dividendenzahler und damit auch wichtigster Gewinnbringer von RWE startete, entpuppte sich aufgrund einer Reihe von Gewinnwarnungen immer mehr als eine Art Anlegerfalle, die eher Wert vernichtet statt Werte schafft." So wäre es auch ein Vorteil für die Kommunen, die den Deal kritisierten, dieses Angebot anzunehmen.

Ergebnisprognose

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte Innogy und geht weiter von einem bereinigten Nettogewinn von mehr als 1,1 Milliarden Euro und einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 2,7 Milliarden Euro aus. Im Bereich erneuerbare Energien rechnet Innogy mit einem stagnierenden Ergebnis.

Investitionsstrategie

Ungeachtet der Turbulenzen hinsichtlich der eigenen Zukunft hält Innogy an seiner Wachstumsstrategie fest: Bis 2020 will der Konzern netto 2,0 Milliarden bis 2,5 Milliarden Euro jährlich investieren. Schwerpunkt sollen die drei Kernbereiche des Unternehmens sein. Innogy will zeitgleich bis 2020 brutto 400 Millionen Euro sparen.

Für 2017 erreichte Innogy seine im Dezember gesenkte Prognose. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) stieg leicht um 3 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Dazu trug das Netzgeschäft mit rund 1,9 Milliarden Euro den Löwenanteil bei. Das Nettoergebnis wurde mit 778 Millionen Euro nahezu halbiert - unter anderem wegen Abschreibungen auf das britische Vertriebsgeschäft. Bereinigt stieg das Nettoergebnis um 9 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Die Dividende bleibt mit 1,60 Euro je Aktie unverändert.

Kursverluste, Säureattentat

Innogy war zuletzt schwer gebeutelt. Nach der Gewinnwarnung und einem Kursverlust an der Börse räumte Vorstandschef Peter Terium im vergangenen Dezember seinen Posten. Seitdem führt Personalvorstand Uwe Tigges kommissarisch den Vorstand. Finanzvorstand Bernhard Günther war vor einigen Tagen Opfer einer Säureattacke geworden. Er erlitt schwere Verletzungen und schwebte zeitweise in Lebensgefahr.