Bei Kryptowährungen wie Bitcoin muss man auch mit Totalverlust seines Geldes rechnen, mahnt die Nationalbank. Eine Warnung, die man nur unterstreichen kann, wenn es ganz hoch hinausgehen soll. Egon Putzi will mit seinem neuesten Projekt MCV-Cap gleich „die größte Kryptobank der Welt“ auf die Beine stellen.

Der ehemalige SEZ-Gründer, als der er viel Geld verdiente und als Fußballpräsident in Bad Bleiberg und Salzburg ausgab, sieht in MCV überhaupt die Zukunft der Bankenindustrie. Sein Szenario: das Bankenüberweisungssystem Sepa mit dem von Bitcoin bekannten Blockchain-Protokoll kombinieren. Noch heuer will er über einen ICO bis zu einer Milliarde MCV Coins unter die Leute bringen und zwischen drei und 106 Millionen Euro einsammeln. Damit will er auf Malta eine Bank mit Vollbank-Lizenz gründen.

Putzis Vision für diese Kryptobank ist mehr als kühn. In nur fünf Jahren sollen zwölf Millionen Kunden gewonnen werden. Zum Vergleich: Die Raiffeisen International hat rund 16,5 Millionen Kunden, die Erste Group hat 17 Millionen Kunden. Der Plan sieht 2023 jährlich 900 Millionen Transaktionen vor mit Gesamtvolumen von 450 Milliarden Euro. Durch Gebühren soll die Kryptobank dann 5,6 Milliarden Euro verdienen. Die bankeigene Kryptowährung, MCV, soll dann die wichtigste Kryptocoin der Welt sein und Konkurrenten wie Bitcoin, Ethereum, Litecoin oder Dash ausstechen. Versprechungen, die angesichts aktueller Skandalfälle Skepsis wecken.

Größte Kryptobank der Welt mit bald zwölf Millionen Kunden, wie soll denn das gehen, Herr Putzi?
EGON PUTZI: Heutzutage wirbt eine Bank online für Konten und wir gehen von einem Loyalitätssystem aus.

Aus Ihrer Etoxx AG für Kundenbindungsmodelle, die Sie in Villach haben, bauen Sie eine Kryptobank mit Treuekundensystem?
Der Ursprung war ein Wallet-System, auf gut Kärntnerisch "Brieftaschln", wo einmal da ein Euro drin ist, in einem anderen ein Gutschein, da ein Produkt. Neu ist, dass nun eine Kryptocoin in ein Brieftaschl kommt.

Auf Ihrer MCV-Website sehen Sie für Ihre Geldtransaktionen sechs Milliarden Kunden Potenzial. Fast die Menschheit quasi.
Am Ende lässt jedes elektronische Verkaufsterminal das zu.

Zuerst sammeln Sie Geld ein und legen eine Milliarde MCV-Coins zu 0,39 Dollar das Stück auf. Wie groß ist das Interesse?
Wir brauchen 15 Millionen Euro für eine europäische Vollbanklizenz und weitere Millionen, um die Bank hochzufahren. Das geplante Seedinvestor-Kapital von zehn Millionen Euro ist von uns zu 85 Prozent erfüllt.

Ihr Ziel sind 106 Millionen Euro, falls es weniger wird, verschiebt sich der Businessplan um Jahre.
Der Businessplan bleibt, nur die Ziele würden sich verschieben.

Die meisten ICO haben ein technisch fundiertes Whitepaper. Das der MCV-Coin liest sich wie eine Marketing-Präsentation.
Es gibt heute keine Blockchain, die mit einer Bankensoftware mit einer hohen Anzahl von Transaktionen mithalten kann.

Worin besteht Ihr Kniff, das europäische Zahlungssystem Sepa und Blockchain zu verbinden?
Wir verbinden die modernste Sepa-Software wie einen Hub mit verschiedenen Blockchains.

Ihre MCV-Coin soll dabei "Zentralbank" sein. Wo ist die sicher?
Wir unterliegen mit der Vollbanklizenz den Regeln wie jede andere Bank. Eine E-Geldlizenz haben wir schon. Und die MCV-Coin ist eine Loyalitäts-Coin. Wer damit um 100 Euro einkauft, kriegt vielleicht vom Händler drei Prozent zurück, die bekommt er von uns in MCV-Coins, die sind aber mit normaler Währung unterlegt.

Die Technologie baut auf die Etoxx AG, auf deren Website sieht man keine Kundenreferenz.
Wir haben neun Mitarbeiter und dürfen ohne Lizenz nur einen Probebetrieb fahren, wo wir mehrere Hundert Geschäfte mit 12.000 Kunden haben.

Die MCV-Coin basiert auf Ethereum, jede Transaktion muss mit der Ethereum-Coin Ether bezahlt werden und kann mehrere Euros kosten. Was bringt dann ein Gutschein für ein paar Euro?
Heute gibt es keine Blockchain, die geeignet ist, das Bankengeschäft abzubilden. Die jetzigen Systeme sind zu langsam und mit hohen Kosten verbunden. Unsere Coin basiert zwar auf Ethereum, doch wir haben einen Hub programmiert, mit dem der Kunde mit Euros zahlt und wir das automatisch in Kryptowährungen umtauschen. Bei Bitcoin dauert die Überweisung bis zu einem halben Tag und kostet auch was, deshalb machen wir das nicht so. Die Blockchains von heute sind wie ein 4K-Modem aus den frühen Zeiten des Internets. Aber die Technologie schreitet jetzt schneller voran. In drei bis fünf Jahren wird es die Chains geben, welche Bankenanwendungen möglich machen.

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