Er hat es wieder getan. Der US-Blogger Evan Blass gilt längst als König des digitalen Frühstarts, stets bestens über neueste Produkte der weltweiten Smartphonebauer informiert und zur Stelle, wenn es darum geht, erste Bilder zu veröffentlichen. „Leak“ nennt man das dann ehrfurchtsvoll.

Und so kursieren dank Blass nun bereits zahlreiche „geleakte“ Aufnahmen des Galaxy S9 und seiner größeren Schwester S9+, also von jenen Premium-Smartphones, die Samsung offiziell erst am Sonntag vorstellen wird. Was die Geräte von den Vorgängern unterscheiden könnte? Der Fingerprintscanner wandert unter die Kamera, die Kamera selbst soll je nach Bedarf zwischen zwei Blendenwerten wechseln und sich so besser auf unterschiedliche Lichtverhältnisse einstellen. Außerdem sollen speziell von AKG entwickelte Stereo-Lautsprecher für eine bis dato unerreichte Tonqualität bei Smartphones sorgen.

Wie dem auch sei, dem südkoreanischen Konzern kommt die gigantische Messe in Barcelona heuer zeitlich besonders gelegen. Zuletzt geriet der Konzern am Aktienmarkt nämlich unter Druck. Grund dafür soll ausgerechnet die schwächer als prognostizierte Nachfrage von Apples jüngstem Wunderding iPhone X sein. Wie das?

110 US-Dollar (90 Euro) soll Samsung laut dem Marktforschungsunternehmen Counterpoint Technology je iPhone X verdienen. Grund dafür sind von den Südkoreanern gelieferte Komponenten, darunter vor allem die OLED-Bildschirme der iPhones. Weil Apple im ersten Quartal heuer aber nur mehr die Hälfte des ursprünglich anvisierten Produktionsvolumens vom neuen, besonders hochpreisigen Premium-Smartphone gefertigt haben soll, muss Samsung die überproduzierten Bildschirme nun anderswo unterbringen.

Jetzt, in Barcelona, kann Samsung das Heft endlich wieder selbst in die Hand nehmen und der Messe mit neuen Endgeräten schon einen Tag vor deren offiziellem Beginn ihren Stempel aufdrücken. Grosso modo sorgt die weltweit größte und wichtigste Mobilfunkmesse ohnehin seit Jahren für ein besonders hohes Maß an Aufmerksamkeit, Samsung gilt als wichtigster Schrittmacher.

Insgesamt werden am „Mobile World Congress 2018“ mehr als 2300 Unternehmen teilnehmen, der Veranstalter rechnet mit weit über 100.000 Besuchern. Auch das inhaltliche Spektrum scheint heuer weiter gefasst denn je zuvor. Schwerpunkte gelten dem neuen Mobilfunkstandard 5G, Anwendungen von künstlicher Intelligenz, vernetzten und autonom fahrenden Autos, Virtual Reality (VR) oder Drohnen. Ausgestellt im Schaufenster der Zukunft soll alles sein, das heute technologisch machbar ist.

Dafür reist nicht nur EU-Kommissar Andrus Ansip nach Katalonien. Grundsatzreden zu einer digitalen, mobilen Welt werden auch CNN-Chef Jeff Zucker und Jim Yong Kim, Präsident der Weltbank, halten.