Die Österreichische Post hat 2017 den Vormarsch von E-Mails und Online-Shopping einmal mehr zu spüren bekommen. Sie hat wesentlich weniger Briefe, dafür aber spürbar mehr Pakete zugestellt. Der Nettogewinn stieg mit Hilfe von Wertpapierverkäufen von 153 auf 165 Millionen Euro, wie aus den vorläufigen Ergebnissen hervorgeht, die der Konzern Mittwochabend bekanntgab.

Ein Ertrag in Höhe von 11 Millionen Euro durch die Veräußerung von Wertpapieren habe das Finanzergebnis positiv beeinflusst. Der Gewinn je Aktie erhöhte sich den Angaben zufolge gegenüber dem Jahr davor von 2,26 auf vorläufig 2,45 Euro. Operativ verbesserte die Post ihren Gewinn (vor Zinsen und Steuern) im Jahresabstand um 2,7 Prozent von 202 auf 208 Millionen Euro.

Der Umsatz weitete sich gegenüber dem Jahr davor um 2,3 Prozent oder 43 Millionen Euro auf 1,94 Mrd. Euro aus. Die Division Brief, Werbepost & Filialen habe im Jahresverlauf 2017 einen Umsatzrückgang von 2,1 Prozent (31 Millionen Euro) auf 1,45 Mrd. Euro verbucht, der aber durch einen Anstieg in der Division Paket & Logistik von 17,7 Prozent (75 Millionen Euro) auf 496 Millionen Euro mehr als kompensiert worden sei. Der Rückgang im Briefbereich sei vor allem auf "die anhaltende elektronische Substitution von Briefen" zurückzuführen. Der Paketbereich wiederum habe dank des E-Commerce-Trends starkes Wachstum gezeigt.

Bei der Nationalratswahl 2017, an der sich 14 Prozent Briefwähler beteiligten, kam die Post als Dienstleister zum Zug. Zu spüren bekommen hat der Konzern im abgelaufenen Jahr auch ein zunehmendes Volumen an Werbesendungen - dieses sei um rund 4 Prozent gewachsen und zeige, "dass Flugblätter und Dialogmarketing weiterhin ein unverzichtbarer Teil des Werbemixes von Unternehmen darstellen".

Im "hart umkämpften österreichischen Paketmarkt" baute die Post ihre führende Marktposition laut Eigenangaben weiter aus: Das Paketvolumen wuchs 2017 um 20 Prozent auf 97 Millionen Sendungen (2016: 81 Millionen), der Marktanteil erhöhte sich dadurch von 45 auf 47 Prozent, so die Post unter Verweis auf die Quelle Branchenradar KEP-Dienste 2018. "Die Basis für unsere Marktposition als Nummer 1 im heimischen Brief- und Paketgeschäft ist unsere Qualitätsführerschaft", meinte Generaldirektor Georg Pölzl in der Aussendung.

Sondereffekte gleichen sich aus

Auf das Ergebnis der Post schlugen 2017 "sowohl positive als auch negative Sondereffekte" durch, die sich in Summe weitgehend kompensiert hätten: Als positiver Sondereffekt seien Rückforderungsansprüche aus in Vorperioden bezahlten Lohnnebenkosten enthalten. Diese hätten sich saldiert, also abzüglich Aufwendungen für etwaige Ersatzleistungen, auf 21 Millionen Euro belaufen. Gegenläufig hätten "diverse Wertminderungen" in Höhe von 14 Millionen Euro sowie ein um 9 Millionen Euro erhöhter Personalaufwand (exklusive trans-o-flex) gewirkt, der vor allem aus Rückstellungsveränderungen resultierte.

Die erwähnten Rückstellungsveränderungen (Neubildung saldiert um Erstattungsansprüche) betrafen laut Post unter anderem das Finanzdienstleistungsgeschäft. Ziel sei es gewesen, das Angebot und die Kapazitäten "an aktuelle Bedürfnisse anzupassen". Nach der erfolgten Kündigung der Kooperationsvereinbarung durch den Bankpartner BAWAG P.S.K. hätten die Österreichische Post und die BAWAG P.S.K. "eine einvernehmliche und schrittweise Entflechtung der Kooperation" vereinbart - "im Wesentlichen bis Ende 2019". Erste Schritte seien bereits gesetzt worden; die Schieds- und Schlichtungsverfahren würden eingestellt. Eine "Redimensionierung" von Bankberatungsleistungen erfolge bereits im Laufe des heurigen Jahres. Das Angebot an Schaltertransaktionen bleibe dabei unverändert.

Mittelfristig will die Österreichische Post den Angaben zufolge auch weiterhin Finanzdienstleistungen über das Filialnetz anbieten. Dieses Geschäft werde als sinnvolle Ergänzung zum Postdienstleistungsangebot gesehen. Seit einiger Zeit würden Gespräche mit internationalen und nationalen Partnern über potenzielle Kooperationen geführt. Konkrete Entscheidungen sollten noch heuer fallen. Die Vorbereitungen für die Neuausrichtung des Finanzdienstleistungsgeschäfts hätten bereits begonnen, ergänzende Standorte befänden sich in der Evaluierungsphase.

Stabile Entwicklung

Den Ausblick für die Geschäftsentwicklung 2018 bestätigte der Konzern: Die Umsätze sollen sich "weiterhin stabil" entwickeln. Vorsichtig ist das Management betreffend Gewinnerwartung - Ziel sei "Stabilität im operativen Ergebnis". Die Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von zumindest 75 Prozent des Nettogewinns will die Post fortsetzen.

Angesichts der wachsenden Zahl an Privatkundenpaketen will der Konzern die Sortierleistung innerhalb der nächsten vier Jahre verdoppeln. Neben den laufenden Investitionen im Kerngeschäft von rund 60 bis 70 Millionen Euro pro Jahr seien in den nächsten Jahren damit zusätzliche Wachstumsinvestitionen im Bereich Paketlogistik vorgesehen. Ziel sei es, die bestehenden Sortierkapazitäten "so rasch wie möglich zu erweitern" und heuer mindestens 50 Millionen Euro zu investieren. Darüber hinaus seien Erweiterungen bzw. Zukäufe von Grundstücken möglich.

Die endgültigen Zahlen für die Bilanz 2017 veröffentlicht die Post am 15. März.