Halbzeit bei der Errichtung der Silicon Austria Labs (SAL): Vor gut einem halben Jahr entschied der damalige Infrastrukturminister Jörg Leichtfried, die von Bund, Ländern und Industrie gemeinsam mit 280 Millionen finanzierte Forschungseinrichtung an drei Standorte zu vergeben: Graz – wo auch die Zentrale errichtet wird –, Linz und Villach.

Weitere Millionen erwartet man sich aus kompetitiven (Forschungsförder-)Mitteln, auch aus der EU.
Zur Jahreshälfte 2018 soll nun die Gründung der SAL GmbH erfolgen. Derzeit laufen Vorbereitungen, in jedem der vier Kompetenzfelder werden international begutachtete Forschungsprogramme erarbeitet, ein Team aufgebaut und die Infrastruktur eingerichtet. Ihre Arbeit nehmen die Forscher in der zweiten Jahreshälfte auf.

In welchen Feldern geforscht wird

Villach bearbeitet die Sensorik und Sensorsysteme sowie Leistungselektronik und entwickelt leistungsfähige Sensoren und energieeffiziente Mikrochips. Linz arbeitet im Bereich Hochfrequenz daran, große Datenmengen sicher zu senden und zu empfangen. Graz verbindet diese Themen mit dem Schwerpunkt System-Integration und untersucht das Zusammenspiel diverser Komponenten wie Radarsensoren, GPS-Empfang und Internetverbindung in einem selbstfahrenden Auto.

In Graz ist außerdem die Geschäftsführung von Silicon Austria angesiedelt. Bis Jahresende werden etwa 50 Forscher tätig sein, im Endausbau 200. Auf dem Campus Inffeldgasse der TU Graz entsteht bis 2020 der Bau jenes Zentrums, für das im Herbst der Spatenstich erfolgen wird.

100 der 280 Millionen, von denen 50 Prozent die Industrie beisteuert, fließen in die Steiermark. „Das bedeutet 200 direkte neue Arbeitsplätze in der Spitzenforschung und ein enormes Innovationspotenzial für die Unternehmen“, sagt Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. Indirekt werden weitere Jobs zum Beispiel an der TU entstehen, doch lasse sich das Ausmaß derzeit nicht abschätzen.

400 Wissenschafter in fünf Jahren

Am Standort Villach sollen im neuen Hightech-Campus bis 2023 ebenfalls bis zu 200 Forscher arbeiten. Das bedeute, so Projektleiter Werner Luschnig, neue Arbeitsplätze für Hochqualifizierte und Möglichkeiten für den wissenschaftlichen Nachwuchs. 112 Millionen Euro werden in den kommenden fünf Jahren in Villach investiert. Ziel sei nicht weniger, als die digitale Revolution – die massive Digitalisierung aller Lebensbereiche – von Österreich aus voranzutreiben.

Um die nötigen Prozesse sicherzustellen, wurde eine Errichtungsgesellschaft gegründet. Die Ansprüche an die SAL sind ambitioniert: In fünf Jahren werden in Summe 400 Wissenschaftler gesucht, um Innovationen in der Elektronikindustrie voranzutreiben. Warum die Industrie 140 der 280 Millionen Euro beisteuert, ist schnell erklärt: Unternehmen, die mit der SAL forschen, können auf die Kompetenzen und Hightech-Laborinfrastruktur zugreifen, in Auftrag gegebene Projekte müssen jedoch extra voll finanziert werden.

Suche in den USA und Asien

Parallel zu den Aufbauarbeiten von Silicon Austria arbeitet der bereits vor einem Jahr gegründete Cluster Silicon Alps auf Hochtouren. Gesellschafter sind etwa die beiden Bundesländer Kärnten und Steiermark, die jeweiligen Wirtschaftsfördereinrichtungen sowie Industriellenvereinigungen beider Länder. Geschäftsführer Günther Lackner vermeldet derzeit 90 Partner, gestartet war man im Jänner 2017 mit 50. Längst ist Silicon Alps über die beiden Bundesländer hinausgewachsen und zählt Mitglieder etwa in Deutschland und Frankreich. Im Gleichklang zu Silicon Austria sollen sich auch Oberösterreicher Silicon Alps anschließen. „Wir sind nicht limitiert.“ Der Cluster verstehe sich dabei als Partner der neuen Labs.

Ein zentraler Punkt sei die Sicherstellung qualifizierter Arbeitskräfte für die Partnerbetriebe. Man strecke die Fühler bereits nach Asien und Amerika aus, da weder in Österreich noch in der EU genügend Mitarbeiter zu finden seien, meint Lackner: „Wir müssen aber das Bewusstsein schaffen, dass Kärnten und Steiermark zu den Top-3-Hotspots der Mikroelektronik in Europa gehören.“ Lackner ist sich der Herausforderung bewusst: „Der größte Risikofaktor, der den Aufschwung behindern könnte, ist das Fehlen höchst qualifizierter Leute.“