Die Schweiz und die USA locken nach Ansicht des Tax Justice Networks und der globalisierungskritischen NGO Attac "anonyme und illegale Finanzströme besonders an". Auf Platz 3 des Schattenfinanzindex landeten die Cayman-Islands. Österreich liegt im Ranking auf Rang 35, noch vor den Bermuda-Inseln.

Die NGOs orten ein "intransparentes globales Finanzsystem", das Eliten, Steuerbetrüger und steuerhinterziehende Konzerne schütze. Die EU-"Schwarzliste" der Steueroasen habe sich als "nutzlos" herausgestellt, weil "nur einige wirtschaftlich und politisch schwache Länder an den Pranger gestellt" wurden, lautet die Kritik. Der von den NGOs erstellte Schattenfinanzindex berücksichtigt auch die Größe eines Finanzplatzes. "Die neun Staaten auf der "EU-Schwarzliste" kommen zusammen nur auf einen mickrigen Anteil von 0,16 Prozent am Markt für grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen", so Attac-Österreich-Pressesprecher David Walch in einer Aussendung.

Reiche Staaten profitieren

Der Schattenfinanzindex würden zeigen, dass vor allem "reiche und mächtige Staaten vom großen Volumen anonymer und illegitimer Finanzströme profitieren". Laut Attac sind sechs der zehn wichtigsten Schattenfinanzzentren OECD-Staaten oder deren Schutzgebiete, weitere drei sind wichtige asiatische Volkswirtschaften. "Die Top Ten verfügen gemeinsam über 60 Prozent des Weltmarktanteils an Offshore-Finanzdienstleistungen", erklärte Martina Neuwirth, im VIDC für internationale Finanz- und Wirtschaftspolitik zuständig.

Den Österreich-Teil des Rankings haben Attac und das Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC) erarbeitet. Österreich liege beim Geheimhaltungswert des Schattenfinanz-Indexes im Mittelfeld. Den größten Verbesserungsbedarf zeigt der Index für Österreich bei der Transparenz von Eigentum und Unternehmen.

Es gebe in Österreich weder öffentlich zugängliche Register über die wirtschaftlichen Eigentümer von Stiftungen und Treuhandschaften noch öffentliche länderweise Berichte von multinationalen Konzernen, kritisieren die NGOs. "Österreich war durch internationalen Druck gezwungen, sein Bankgeheimnis zu lockern", so Neuwirth. Dadurch sei einiges möglich geworden, wie etwa die Teilnahme am automatischen Datenaustausch. "Jetzt scheint sich Österreich aber angesichts neuer internationaler Transparenzinitiativen wieder einzuigeln."